Reiseroute Canada

Von Hinton (Alberta) nach Vancouver (British Columbia)

Endlich! Wir hatten es tatsächlich geschafft: wir waren im Jasper Nationalpark angekommen! Nachdem man in keinem Nationalpark frei stehen/wild campen darf, checkten wir im Whistlers Campground ein. Er liegt dem Städtchen Jasper am nächsten. Leider konnten wir nicht so lange buchen, wie wir wollten, denn es kam ein sogenanntes langes Wochenende (gibt es in Kanada im Sommer hin und wieder) UND es war auch noch Schulferienende – ALLE wollten noch mal raus, bevor der (in Kanada wirklich lange) Winter kommt. Der Campground war (wie zu befürchten) ausgebucht! Aber 3 Tage, bis Donnerstag, gab es noch ein Plätzchen für uns. Ab Freitag würden wir schon noch eine Lösung finden. So machten wir uns gleich auf den Weg zum Maligne Canyon und der 6-Bridge-Wanderung (ca. 15 km). „Maligne“ ist französisch für „evil“ oder „wicked“ (das Böse/boshaft). Vater Pierre-Jean de Smet, ein belgischer Jesuitenmissionar, benutzte das Wort 1846 um seine Schwierigkeiten bei der Durchquerung des Flusses mit seinem Pferd zu beschreiben. Die Wanderung war wunderschön, obwohl es (wie häufig am Anfang einer Wanderung 😉) sehr voll war! Alle Parkplätze waren hoffnungslos überfüllt. Die Besucher parkten bereits die Straße entlang! Nach der Wanderung fuhren wir dann noch weiter und recherchierten die „Parkplatzlage“ für unsere nächsten Unternehmungen (Muddy oder Pony, das war hier die Frage). Wir stellten fest, dass an vielen Ausgangspunkten von Wanderungen Bärenwarnungen aufgestellt/aufgehängt waren. Sehr beruhigend😉!

Meine Lieblingswasserfälle im Jasper (und bis heute!) waren die Atabasca Falls 😊, weil man die Wucht und Energie fast körperlich spüren konnte! Leider waren auch sie voller Besucher, da sie am Highway liegen und ein Hinfahren kein Problem darstellt (für die Wanderfaulen unter uns 😉). Wir wanderten dann noch den „Valley of the five Lake“ Trail. Auch er sehr schön! Die Seen changieren grün und dunkelblau! Beruhigend: keine Bärenwarnung! Auf der Suche nach einem Ersatzcampingplatz ab Freitag fuhren wir noch den Wapiti und den Wabasso Campground an. Alle waren ausgebucht bzw. nur online buchbar. Wir hatten aber kein Netz ☹! So schauten wir noch den Overflow-Campground an, der öffnen soll, wenn alle anderen ausgebucht sind. Allerdings befand er sich 25 Minuten von Jasper (City 😉!) entfernt und war ein „first come – first serve“ – das hieß: am Freitagmorgen früh aufstehen!

Weil der Parkplatz zu den Wanderungen „Path of the Glacier Trail“ und „Cavell Meadows Trail“ (geht auf 2.119 m hoch) so voll war, dass wir beim besten Willen keinen Parkplatz finden konnten (und es gibt wahrlich größere Wohnmobile als unseren Muddy), parkten wir ca. 1,6 km entfernt vom Start der Wanderungen an der Hauptstraße. Auf der anstrengenden zweiten Wanderung haben wir (bergauf) dann unsere Campnachbarn, Arthur und Jeanette (bergab), getroffen und erzählt, wo wir parken mussten. Die Beiden haben dann tatsächlich auf dem Wanderparkplatz (geschätzt bestimmt eine Stunde oder länger) auf uns gewartet um uns zu Muddy zu fahren. Auf dem Heimweg sahen sie ihn in seiner Parkbucht und dachten, bei dieser langen Wanderung auch noch an der Straße entlang zu laufen, wäre zu anstrengend und so drehten sie um! So etwas passiert einem nur in Kanada!! Wir waren sehr gerührt und nochmals herzlichen Dank an Euch Beide 😊!!

Auf dem Whistlers Campground lernten wir abends noch ein Paar aus der Schweiz kennen (Rolf und Rahel). Die Beiden sind seit April 2022 unterwegs (waren auch oben in Alaska) und nun auf dem Rückweg nach Halifax, Nova Scotia um ihr Wohnmobil zurück nach Europa zu verschiffen.

Schon länger bemerkten wir, dass Muddy furchtbar schnell, beim Abstellen den Druck in der Bremsanlage verlor. Wir gingen auf unserer Campsite soweit wie möglich die Druckluftleitungen durch und stellten fest, dass eine Verschraubung undicht war. Da wir es an dieser Stelle mit unseren Werkzeugen nicht dicht bekamen und wir davon ausgingen, dass wir eine neue Dichtung brauchen würden, recherchierte Chrisi „Mac Spadyen`s Mechanical“ in Jasper. Wir fuhren am nächsten Morgen hin und uns wurde sofort und schnell geholfen! Hoffentlich gibt es nicht noch andere kleine Lecks (Anmerkung Chris: Na ja, wir verlieren immer noch schnell den Druck, aber nicht mehr so bedenklich. Muss wohl mal die Leitungen und Verschraubungen mit Seifenwasser durchgehen oder vielleicht doch mit Spucke 😉!? Als ich Mac Spadyen die undichte Stelle mit Spucke zeigte und mich dafür entschuldigte, meinte dieser auf jeden Fall „it is your truck you can spit on it so often you want“ 😉).

Um noch ein Übernachtungsplätzchen zu bekommen fuhren wir allerdings vor dem Werkstattbesuch noch auf den Wapiti Overflow-Campground und als Nachbarn hatten wir Rolf und Rahel 😊! (Anmerkung Chris: Ja Rolf, war wirklich ein guter Whisky, war ein schöner Abend, hat Spaß gemacht, vielen Dank Euch Beiden!). Spät abends kam dann noch ein Schweizer Paar mit ihrem Expeditionsmobil. Sie wurden vom Snaring River Campground wegen eines ausgebrochenen Waldbrandes evakuiert – keine 15 km von uns entfernt! Die Beiden bekamen dann den letzten Platz. Der Overflow, den wir zuvor „besichtigt“ hatten und auch am Snaring River lag, wurde wegen des Feuers erst gar nicht geöffnet!

Trotz dem mulmigen Gefühl, dass auch wir unter Umständen schnell evakuiert werden könnten, luden wir das Motorrad ab und fuhren zur Talstation der SkiTram (Erwachsene: 58 CAD ohne Steuer) und über den Lake Patricia und den Pyramid Lake zum Medicine Lake und zum Maligne Lake (1 Stunde Kanu: 80 CAD, ganzer Tag 210 CAD) (Anmerkung Chris: ein Kanu kostet beim Walmart im Summer-Sale 460 CAD ☹). Leider hatten wir aufgrund des Waldbrandes sehr schlechte Sicht! Aber dennoch war es wunderschön! Und weiter im Süden wurde es auch besser. Wir sahen noch eine große (Red-Deer)-Rehkuh mit ihrem Jungen und ein Steinbock trabte 1,5 m neben uns auf der Fahrbahn entlang. Allerdings konnten wir auf dem Pony leider keine Bilder machen, denn die Tiere waren sehr nervös und wir deutlich kleiner, als sie 😉! Mit dem Bike „ritten“ wir auch noch 120 km zu den Sunwapta Falls. Und obwohl es wahnsinnig nach Regen aussah, wanderten wir zu den Lower Sunwapta Falls hinab (wir hatten keine Regenkleidung dabei ☹!). Fazit: für mich war der Jasper NP mit einer der Höhepunkte von Kanada mit seiner faszinierenden Landschaft und den vielen Wandermöglichkeiten! (Anmerkung Chris: Ja, war wunderschön und für mich landschaftlich ein „must see“, allerdings schon sehr touristisch …, aber es sollte noch touristischer kommen😉)!

Wir hatten eine wunderschöne Fahrt über den Icefield und Glacier NP, obwohl das Wetter sehr schlecht war (Regen und kalt) und trafen uns dann im Banff Nationalpark auf dem Silverhorn Campground mit Dani und Manuela (alte Freunde aus Memmingen) zu einem sehr laaangen, wunderschönen Grillabend 😉! Sie brachten uns aus Deutschland die Wischwasserpumpe mit, die in Alberta nirgends zu bekommen war. Vielen herzlichen Dank Dani und Manuela für Eure Mühe! (Anmerkung Chris: Natürlich hat Simone das Weißbier aus Deutschland vergessen, dass Dani extra in seinem Gepäck für mich mitgebracht hatte. Wow, das nenne ich Einsatz für einen Freund, auch vielen Dank dafür, hat super geschmeckt, bitte trefft uns bald wieder irgendwo auf unserer Tour 😊) Dort hatten wir dann die erste Frostnacht! Am nächsten Morgen fuhren die Beiden wieder nach Vancouver zurück, während wir zum Peyto Lake (einem guten Tipp von Regine aus Vancouver Island -wir lernten uns am Müllcontainer im Wapiti-Overflow kennen und trafen sie mit ihrem Mann auch auf dem Silverhorn Campingplatz) fuhren. Der Parkplatz zum Lake liegt auf 1.862 m Höhe und der See leuchtet intensiv wie grüne Acryl-Farbe!

In Banff (City 😉!) waren alle Campingplätze ausgebucht, weil sich das Feuer im Jasper NP weiter ausgebreitet hatte und dort alle Campingplätze geschlossen werden mussten. Und wie bereits erwähnt, muss man aus Nationalparks rausfahren, wenn man keinen Campingplatz bekommt. Und: die NP sind GROSS! Gott sei Dank fanden wir auf dem Mountain Village 1 Campingplatz auf 1.200 m Höhe, über Banff noch eine schöne Campsite! Unsere Campnachbarn waren Darcy, Leanne und ihre Tochter Kylie aus Vancouver. Ihr wunderschönes Wohnmobil ist ein riesig großer (auch sehr alter) Bus. Von Darcy bekamen wir viele Tipps und Infos über Vancouver, die Fahrt dahin und was es auf dieser alles zu sehen gab!

Am nächsten Tag machten wir eine kleine Wanderung in Banff am Fluss Bow entlang zu den gleichnamigen Wasserfällen (die es ehrlich gesagt nach den gigantischen „Falls“ des Jaspers schwer hatten, mich zu begeistern) und einem Hotel, welches mich sehr an ein bestimmtes in Quebec erinnerte 😉) Wir trafen zufällig Rahel und Rolf wieder und freuten uns sehr! Anschließend fuhren wir zum Johnson Lake und wanderten ganz außen rum. Eigentlich wollten wir hoch in die Berge, aber es war Regen angesagt und schwere, dunkle Wolken hingen weit unter den Gipfeln. Wir besuchten noch den Two Jack Lake und fuhren weiter zum Lake Minnewanka. Dann entschlossen wir uns zu einer Wanderung zum Stanley Canyon. Leider mussten wir diese abbrechen, weil ein Schild-Aufsteller nach der Brücke eindringlich darauf hinwies, dass man eine Gruppe von 4 Personen (oder mehr) sein muss. Ebenso wurde auf die Notwendigkeit der Mitnahme von Bärenspray hingewiesen. Da wir im schlimmsten Fall keine Strafe von 25.000 CAD bezahlen wollten (wir waren ja nur zu Zweit) schien uns dieser Abbruch sinnvoll.

Schon wieder auf dem Rückweg zum Campingplatz fanden wir glücklicherweise die sehr interessante Wanderung durch „Lost City“ – Bankhead! Die Stadt wurde 1903 von der Canadian Pacific Railway Company gegründet (wie so vieles!) und 1920) bereits wieder aufgegeben und alles abgebaut. Geblieben sind nur die Steinfundamente. In Bankhead wurde im großen Stil Kohle abgebaut und da es Jahre später nicht mehr lukrativ war, wurde die Stadt aufgelöst. Ein wichtiges Argument für die Stilllegung war auch die Lage mitten im Nationalpark. In den Hochzeiten lebten in Bankhead 900 Menschen (davon 300 Minenarbeiter). Die Stadt produzierte sogar zusätzlich die Elektrizität für Banff. Die Arbeit in den Gruben war sehr hart und anstrengend! Aber die Arbeiter verdienten gut und die Häuser hatten damals den modernsten Standard (fließendes Wasser etc.). Es gab Arbeiter aller Nationalitäten die den Wohlstand genossen. Nur die Chinesen lebten hinter den riesigen Kohlehaufen (Abfallprodukte der Produktion), die am Rande des Ortes aufgeschüttet wurden!

Wir entschlossen uns ganz spontan (an der Highway-Ausfahrt zurück Richtung Norden) doch noch zum Lake Louise (irgendetwas musste an diesem „See“ doch dran sein, dass so viele Touristen ihn besuchten!) zu fahren. Abgehalten hatte uns auf der Hinfahrt, dass alle Schilder auf dem Highway davor warnten, alle Parkplätze seien belegt. Auch auf der Rückfahrt lasen wir das auf den Schildern, aber wir versuchten es und tatsächlich bekamen wir einen 😊 (Danke Darcy für den Tipp (und all die anderen 😊), es trotzdem zu versuchen!). Und: es ist tatsächlich ein wunderschöner, grün schillernder See, der aus dem Schmelzwasser mehrerer Gletscher gebildet wird und um die 10 Grad Höchsttemperatur hat! Am Ufer befindet sich das sehr bekannte Fairmont Chateau Hotel. Klar, es ist wahnsinnig überlaufen, sehr touristisch mit allen möglichen Nationalitäten. Aber die Natur dort kann einem schon ein „Wow!“ entlocken. Wir machten eine sehr schöne Wanderung am See entlang und hoch in die Berge rauf und waren glücklich, dass wir Lake Louise noch „eingebaut“ hatten, obwohl der Plan ein anderer war. Über den Kicking Horse Pass (1.627 m) erreichten wir unseren letzten kanadischen Bundesstaat: British Columbia! Da wir es nicht mehr bis Golden schafften, mussten wir mitten in den Bergen im YOYO Nationalpark beim Selfregistration Campground „Monarch“ einchecken. Auch dieser war keine 15 Minuten später komplett besetzt. Am nächsten Morgen war es sonnig bei 7 Grad – Brrr!

Über den Roger Pass fuhren wir durch den Glacier Nationalpark. Leider war es völlig dunstig und alle Parkplätze/Campgrounds waren wegen eines Waldbrandes im Park geschlossen. Dennoch war es eine wundervolle Bergstrecke, aber einige Baustellen, enge Tunneldurchfahrten und viel Verkehr … für Chrisi und Muddy sicher nicht so schön! Wir mussten die Uhr nochmals um eine Stunde zurückstellen. Die Pacific-Time ist minus 9 Stunden hinter der MEZ. In Revelstoke angekommen bummelten wir durch den historischen Kern und erfuhren im Visitorcenter, dass wir auf einem riesengroßen Parkplatz eines Resorts im Sommer kostenlos übernachten dürften. Im Winter ist der ganze Platz voller Wohnmobile und natürlich nicht mehr „free“! Auf dem Parkplatz erzählte uns ein „Nachbar“, dass gestern ein Bär über den gesamten Platz gelaufen sei è heute natürlich nicht ☹!

Revelstoke ist ein Mountainbike-Mekka! Hinter dem Resort kann man mit einer Gondel und seinem Bike auf den Berg fahren und hat riesige Abfahrtsmöglichkeiten von „leicht“ bis „anspruchsvoll“. Es gibt eine Sommerrodelbahn und einen großen Kletterpark. Die Suche nach dem Wanderparkplatz, der ca. 26 km vom Highway weg in den Bergen lag, gaben wir wegen einer großen Autoschlange am Parkeingang auf. Außerdem hätten wir auch keine Sicht gehabt, weil immer noch zahllose Waldbrände loderten. Durch Zufall fanden wir ein Hinweisschild zu den Begbie Falls und diese waren sogar über eine Piste erreichbar! Aber kurz vorher -noch auf Teer- „pfizte“ ein kleines, weißes Steinchen mit einem heftigen Knall auf unsere Windschutzscheibe und wir hatten unseren ersten (und richtig großen ☹!) Steinschlag! Damit die Scheibe nicht noch mehr riss, stellten wir Muddy gleich am Anfang der Wanderung ab und liefen die Stunde zum Wasserfall runter (die Kanadier in ihren Geländewägen die uns überholten wunderten sich sehr 😉!). In diesem Wald war es richtig dunkel und sehr unheimlich, so dass wir echt froh waren, dass wir das Bärenspray dabei hatten.

Am nächsten Morgen fuhren wir wegen des Steinschlags in eine Werkstatt und kamen umgehend an die Reihe 😊! Wir durften sogar zusehen und es war super interessant! Wie immer in Kanada ein dickes Lob für die schnelle und freundliche Erledigung! So reichte die Zeit sogar noch für eine kurze Wanderung zur „Broken Bridge“ (die sich in meinen Augen überhaupt nicht gelohnt hat!) (Anmerkung Chris: stimmt, aber das entstandene Bild schaut ganz ansprechend aus 😉) und kurzentschlossen fuhren wir noch bis Vernon (North Okanagan) weiter. Das Okanagan Tal zählt zu den wärmsten Regionen Kanadas (na ja, zumindest abends habe ich nichts davon gespürt!). Auf dem Parkplatz des Real Canadian Superstore bauten wir kurz vor Sonnenuntergang noch die von Dani aus Deutschland mitgebrachte Wischwasser-Pumpe ein, aber sie funktionierte einfach nicht (ich bewundere Chrisis Geduld mit Sachen – mich macht das wahnsinnig! Aber wie bereits erwähnt, habe ich sie mehr mit Menschen 😊!). Weiter ging die Fahrt an den Kalamaika Lake mit einer laaaangen Pause am Ayama Beach nach Kelowna. Mit der Erlaubnis des Costco Managements bekamen wir auf dem Parkplatz eine Übernachtung genehmigt und lernten dort lauter nette Menschen kennen! Darunter auch einen sehr an Muddy interessierten Jungen! Er war sehr wohlerzogen und sprach richtig gut Deutsch (seine Mutter war ursprünglich aus Deutschland!). Und so konnte er wenigstens mit seinen Großeltern in Heidelberg kommunizieren. Bis zu diesem Tag war es für mich kalt, doch jetzt wurde es sehr warm im Okanagan 😊!! (Anmerkung Chris: Wie Ihr wisst, ist Kälte- und Wärmeempfinden subjektiv … 😉). Und so blieb es dann auch. Hatte mich schon gewundert, denn dort gibt es viele Farmen und Anbaugebiete für Äpfel, Birnen, Pfirsiche, Nektarinen und Weintrauben (aus denen natürlich auch Wein wird). Es wird sogar Ananas angebaut! Über Peachland (was für ein schöner Name für ein Städtchen!) am Okanagan Lake und Summerland fuhren wir nach Pentioton. Dort durften wir nicht auf dem Walmartparkplatz übernachten (was „lustig“ war, denn auf dem Parkplatz befanden sich bereits 3 „Dauergäste“, die in ihren Wohnwägen/Bus sogar dort wohnten). Aber Gott sei Dank durften wir nicht, so landeten wir auf dem Camp-Along RV und Tent Resort in Kaleden mit einem super schönen Blick auf den Skaha Lake und sehr freundlichen Campingplatzbesitzern aus Korea! Wir mussten sowieso dringend Wäsche waschen, putzen, Haare schneiden und ein paar Reparaturen machen (auch dieses Mal klappte es nicht mit dem Einbau der Wischwasser-Pumpe, weil Chrisi feststellte, dass man diese IM Wasser einbauen muss, damit sie funktioniert!!). Unsere Fahrt führte uns dann weiter über Olalla (auch ein schöner Name 😊!), Keremeos und Hedley nach Princeton. Keremeos liegt der USA-Grenze schon sehr nah. Aber wir wollten natürlich unbedingt Vancouver noch sehen. Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz sind wir dann wieder zurück bis fast nach Hedley gefahren ☹. War zwar eine wunderschöne Fahrt durch ein herrliches Tal am Fluss entlang, aber es dämmerte schon! In Old-Hedley gab es einen schönen Campground (ohne jeglichen Luxus) der First Nation, den wir gerne bezahlten, denn an den Stellen am Fluss, wo es möglich war zu übernachten, leben viele Obdachlose und vermutlich auch Drogensüchtige oft nur in ganz normalen PKWs.

Durch den sehr schönen Manning Provincial Park fuhren wir immer bergauf und bergab (Gefälle zwischen 7 % und 9 % – nicht so schön für Muddy) über den Allison Pass (1.342 m) weiter; leider auch hier ganz viele Waldbrände und schlechte Sicht. Es waren so viele Feuer im Park (188 in ganz Britisch Columbia) und offensichtlich auch so nah, dass man den Brandgeruch ständig in der Nase hatte. An einer Brückenbaustelle sahen wir dann endlich unseren ersten Bären 😊 😊 und es war sogar ein Grizzly 😊!! Vermutlich angelockt vom Grill der Bauarbeiter (Gott sei Dank war weit und breit keiner sichtbar) stand er ganz selbstverständlich und wirklich furchteinflößend groß zwischen dem Waldrand und dem Flussufer – ein unvergesslicher Anblick!

Auf unser nächstes Ziel – HOPE – freute sich vor allem Chrisi schon die ganze Zeit 😉! Hier wurde 1981 (in den Kinos 1982) der erste Teil von Rambo mit Silvester Stallone gedreht. Eigentlich spielt der Film in einer Kleinstadt in Washington/USA. Für die Dreharbeiten gab es verschiedene Locations zur Auswahl. Aber Stallone entschied sich für Hope, Britisch Columbia, Kanada. Gedreht wurde im November/Dezember um dem Film die gewünschte Düsternis mit Regen, Schnee, dunklen Wolken und Kälte zu geben. Natürlich machten wir eine lange Wanderung zu den verschiedenen Drehorten in der Stadt 😉. Ein riesiger Fan des Rambo-Films ist der Mitarbeiter des Visitorcenters, der im Oktober zum 40. Jahrestags ein großes Event veranstaltet …. (lieber Chrisi, da sind wir leider schon weg). Was besonders auffällt ist, dass in der ganzen Stadt große Holzfiguren stehen. Jeden Sommer finden in Hope die Weltmeisterschaften im „Figuren schnitzen mit der Kettensäge“ statt. Es gibt wirklich sehr filigrane Exemplare darunter, wo man nie denken würde, dass die jemand mit einer Kettensäge schnitzen kann. (Anmerkung Chris: Auch Rambo 😊)

Auf sehr engen, schmalen Fahrbahnen des Highways, bei sehr viel Verkehr, fuhren wir nach Vancouver. Wir checkten auf dem der City am nächsten gelegenen Campingplatz Tynehead RV in Surrey ein. Es standen fast nur Dauercamper darauf, die zum Teil schon 35 Jahre auf diesem Campingplatz in ihren Trailern leben. Sicher nichts Ungewöhnliches für Kanada. Weil es viel günstiger war und wir autark sind, konnten wir uns auf die „Zeltseite“ stellen, wo sich aber auch der Storage befand (darauf landet alles, was im Winter oder grundsätzlich an Wohnwägen/Wohnmobilen eingelagert wird). Diese Seite war wirklich speziell! Dort stand ein ausgebrannter Bus, ein zusammengebrochener Trailer, ein halber Wohnwagen etc. Aber entgegen der Optik, wohnten auch sehr nette Menschen dort. Da Cannabis in Kanada legal ist, wurde dieses auf dem Campingplatz (wie übrigens in großen Teilen von Vancouver auf den Straßen) geraucht! Uns kam es so vor als ob man schon vom Einatmen high werden würde. Fast 2 Stunden suchten wir zu Fuß die richtige Bushaltestelle und die Verbindung zur Skytrain nach Downtown. Die Leute vom Campingplatz konnten uns leider nicht helfen, denn entweder war man noch nie Downtown (!) oder fuhr mit dem Auto hin! Muddy wollten wir allerdings nicht mitnehmen! Zumal wir auch in ein paar Foren von Einbrüchen in Wohnmobile lasen, die zu nah an Downtown parkten. Wir schafften es natürlich souverän 😉 mit dem Bus (3,10 CAD) und der Skytrain, die seit der EXPO vorhanden ist (11,00 CAD Tagesticket) an die Waterfront. Die Fahrt dauerte 1,5 Stunden. Uns fiel die kulturelle Vielfalt auf, Vancouver ist ein riesiger Schmelztiegel, aber auch, dass viele Menschen Drogen konsumierten. Nicht nur Heroin, Crack und sonstiges wurde auf den Straßen in Downtown genommen, sondern man kotzte uns an der Haltestelle „Central Station“ auch noch fast auf die Füße. An einer bestimmten Straße in Downtown drehten wir um, weil zu viele Menschen auf der Straße lebten und es sich dort häuslich eingerichtet hatten. Wie uns mehrfach erzählt wurde liegt dies am milden Klima von Vancouver. Es gibt fast keinen Schnee (nur wahnsinnig viel Regen) und wenn es mal schneit, bleibt er nicht liegen. Ganz im Gegenteil zu Calgary und Winnipeg, wo es minus 20 oder minus 30 Grad im Winter hat und VIEL Schnee! Die Bewohner in ihren sündhaft teuren Wohnungen fahren anscheinend mit dem Aufzug in die Tiefgarage, mit dem Auto an bestimmte Ziele und so auch wieder zurück. Sie haben also keinerlei Berührungspunkte mit dem Elend auf den Straßen und wenn doch, schauen die meisten gekonnt zur Seite. Dennoch ist Vancouver eine sehr schöne Stadt am Pacific mit dem ganz eigenen Flair einer am Meer gelegenen City. Wir sind bestimmt 25 km gelaufen (unsere Meinung: eine Stadt muss man erlaufen 😉!). Waren am Hafen, wo die großen Kreuzfahrtschiffe anlegen, am Wasserflugzeug-Terminal (es vergeht kaum eine Minute, ohne dass ein Flugzeug startet oder landet), im gigantisch großen Yachthafen und im Stanley Park, einem sehr schönen Park, der einen großen Freizeitwert hat. Dort stehen auch die Totempfähle. Unten am Wasser sahen wir eine Waschbär-Familie, die einen Steg zerlegte. Am nächsten Tag fuhren wir mit dem „Seebus“ (wir lieben „Schiff fahren“ 😊) auf die andere Seite, nach Nordvancouver (Dauer ca. 15 Minuten). Dort gab es etwas weniger Touristen und es ging ruhiger zu. Die Marina wurde sehr schön angelegt. Überall gab es Bänke um die Aussicht auf Vancouver zu genießen und auch Picknick-Tische. Wir spazierten zu den Float Homes und fanden sie echt hübsch, allerdings muss man seefest sein, sollte man eins kaufen wollen: sie schwanken ganz schön 😉! Bei der berühmten Umfrage „Stadt mit der höchsten Lebensqualität“ belegte Vancouver übrigens den 5. Platz.

Mit Muddy fuhren wir ins ca. 25 km entfernte White Rock (auch am Meer 😊). Zuerst planten wir den Ausflug mit dem Pony, aber wir hatten am Campingplatz „ohne Power“ und mussten dringend unsere Shelter-Batterie aufladen. Uiih! Die Straßen waren schmal und der Verkehr schnell! Für Stadtrundfahrten ist Muddy nicht wirklich geeignet! White Rock hat tatsächlich einen East- und einen Westbeach, wobei wir beide Abschnitte nicht als Beach bezeichnen würden. Aber eine Promenade, jede Menge Sitzbänke (sogar leer!) mit Blick aufs Meer und noch mehr „Ice-Cream-Läden“! Für einen ganz normalen Mittwochmittag/Nachmittag war es sogar voll! Vor allem auf dem längsten Jelly von ganz Kanada! Am nächsten Tag hatten wir bei so viel Wasser mal wieder Lust auf „grün“ und machten noch eine kleine Wanderung durch den Tynehead Park in der Nähe unseres Campingplatzes. Dort hing sogar eine Kojoten-Warnung.

Da uns Darcy, unser Campnachbar im Banff NP, mehrmals ans Herz legte mit ihm in Vancouver Kontakt aufzunehmen taten wir das auch sehr gerne. Es stellte sich heraus, dass er eine eigene Werkstatt besaß und da wir immer noch das Problem mit der Wischwasserpumpe und mit ungleichmäßig abgefahrenen Reifen hatten (Vorder- und Hinterreifen mussten getauscht werden) verabredeten wir uns mit ihm in seiner Werkstatt in Fort Langeley. Zuvor schauten wir uns den historischen Ort an, der sehr hübsch und gepflegt war. In der Werkstatt von Darcy verbrachten wir (mit Darcy und Leanne) einen schönen, informativen Abend, an dem wir den Beiden unsere geplante Route durch die USA vorstellten. Er und sein Sohn Brandon wechselten unsere Reifen. Es war Darcy gelungen, für uns eine Wischwasserpumpe zu organisieren, die auch gleich eingebaut wurde und JUHU – sie funktionierte! 😊 Die Pumpe war zwar alt und gebraucht, weil auch in Kanada wegen Corona die Lager leer sind, aber besser hätte auch eine Neue nicht spritzen können! Vielen Dank Darcy für Deine tolle Unterstützung und all die Mühe! (Anmerkung Chris: Hi Darcy vielleicht sehen wir uns ja tatsächlich in der Moab, wäre wirklich schön!).

Wir übernachteten auf Darcy´s Firmengelände und ab ging es am nächsten Morgen an die USA Grenze. Wir waren nun 4 Monate in Kanada von Ost nach West unterwegs (ca. 12.000 Kilometer) und haben so viele wertvolle, hilfsbereite, selbstlose und mehr als nur freundliche Menschen kennengelernt, die wir nie vergessen werden! Ja, wir waren am letzten Abend – trotz der Freude, was uns in den USA alles erwarten würde – traurig und sentimental! VIELEN DANK KANADA!

Wie es uns an der US-Border erging und wie wir die Reise fortsetzten, folgt in unserem Oktober-Bericht.

Bis dahin Euch alles Gute von den 

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2 Kommentare

  1. Hi Chrisi und Simone,
    ich freue mich für Euch, dass ihr Eure Auszeit weiterhin so toll genießen könnt, auch trotz aller technischen Herausforderungen. Viel Spass nun in den USA, hoffentlich klappt alles wie erhofft.
    Liebe Grüsse aus der inzwischen sehr herbstlichen Heimat (ich muss wohl bald meine Skier wachsen 😉 ), Andi und Marion

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