Von Tecate (Grenze Mexiko/USA) nach Montrose, Colorado, USA
Welcome USA!
Wir kamen gerade noch bis zum Potrero County Park/Kalifornien. Dort standen wir bereits im Dezember mit Martina und Gerd. Ich mag diesen Park wegen seiner großen, grünen Bäume!
Die Weiterfahrt ging durchs Gebirge (1.300 m Höhe) und einen langen, öden Highway durch die Wüste. Es war SUPER HEISS 😊! (Anmerkung Chris: Oh Mann, wenn Simone schreibt SUPER HEISS, dann könnt ihr euch denken, was das bedeutet! Leider konnte ich meine Haut nicht ausziehen 😉).
Wir checkten wieder im Garden Oasis RV Park in Yuma, Arizona ein, auch weil wir dringend eine Waschmaschine brauchten (und dort gibt es drei gute!). Auf der Baja gab es nur in La Paz (im Süden) und in Loreto (in der Mitte) eine Waschmaschine/Trockner. In Bahia de Los Angelos (bei Maria) gab es nur eine Waschmaschine für 5,00 US-Dollar. Man kann auf der Baja die Wäsche auch abgeben, aber dort kostet eine Füllung oft bis zu 12,00 US-Dollar! Geld, dass man unseres Erachtens nach echt sparen kann.
Der RV Park war ausgestorben! Von 79 Sites waren noch 19 besetzt. Die Snowbirds sind Zuhause! Das Einchecken war schwierig, weil niemand da war. Aber Gerald und Virginia aus Salt Lake City, Utah halfen uns mit Rat und Tat (nochmals ein herzliches Dankeschön an Euch Beide 😊!). Sie nahmen uns auch mit zum Frühstück ins Veteranenheim. Diese gibt es oft in den USA und auch Nicht-Veteranen sind dort willkommen.
Es hatte 48 Grad im Schatten und 35 Grad im Pool (er kochte schon fast). Auch nachts gab es fast keine Abkühlung und wir haben keine Klimaanlage. Die Klimaanlage von Gerald und Virginia war auf 30 Grad Temperatur eingestellt und in ihrem Häuschen war es echt kalt! Draußen war es so heiß, dass die Scheibenwischer an der Windschutzscheibe festklebten und der Shelter glühte!
Dennoch machten wir uns mit den Rucksäcken auf zum Einkaufen beim Walmart und freuten uns, dass die Preise dort günstiger (!) waren, als auf der Baja California/Mexiko.
Weil echt notwendig, ließen wir mühselig das Salzwasser aus unseren Trinkwassertanks, spülten sie durch und tankten frisches Wasser nach. (Nachtrag: allerdings, so scheint uns, müssen wir aufgrund der Salzablagerungen bald wieder die Filter reinigen, der Druck lässt schon wieder nach ☹).
Nach einem herzlichen Abschied von Gerald und Virginia war unser nächstes Ziel der Lake Havasu in Arizona. Da wir aber spät wegkamen, mussten wir auf BLM-Land in Quartzsite eine Übernachtung einlegen. Quartzsite ist ein kleiner Ort, der fast nur aus Campingplätzen für Snowbirds besteht. Viele Läden und Restaurants haben geschlossen und öffnen erst wieder zum Beginn der Hauptsaison im Oktober.







Wir fuhren weiter nach Lake Havasu City, Arizona direkt am gleichnamigen See und besuchten gleich die „London Bridge“. Sie wurde 1831 in London, England eröffnet. Früh in den sechziger Jahren wurde deutlich, dass sich die Brücke jedes Jahr ungefähr 1 Zentimeter senkte und daher ersetzt werden musste. Die Ursache: Die Brücke, eigentlich gebaut für Fußgänger, wurde täglich von 100.000 Fußgängern und 10.000 Autos benutzt. Die Fundamente, gebaut 1825, ruhten auf weichem Boden.
Die Brücke wurde von Robert McCulloch für 2.460.000 US-Dollar gekauft. Es kostete weitere 1.200.000 US-Dollar die Brücke abzubrechen. Die gusseisernen Laternen waren Teil des Kaufes. Sie sind aus dem Eisen der französischen Kanonen hergestellt worden, die in der Schlacht von Waterloo im Jahre 1815 erobert wurden. Beim Abbau in London bekamen alle 10.276 Steine eine Nummer. Alle Steine konnten so, als die Brücke in Lake Havasu City ankam, wieder an derselben Stelle eingefügt werden. „London Bridge“ wird auch das größte Puzzle der Welt genannt 😊! Die Brücke wurde mit Frachtschiffen über den Atlantik durch den Panamakanal nach Long Beach gebracht. Danach wurden die Steine mit LKWs nach Lake Havasu City transportiert. Die Brücke hatte so 11.500 km von London bis zur neuen Stelle in der Wüste zurückgelegt.
Am nächsten Morgen fuhren wir nochmals ein Stück zurück zum Parker Damm. Er ist mit 97 m Höhe der höchste Damm der Welt. Der Colorado River strömt an Lake Havasu City vorbei und wird vom Parker Damm aufgehalten, so entstand der See. Das Wasser muss 800 m hochgepumpt werden und versorgt mit 3,7 Milliarden Liter täglich Kalifornien und mit 4,8 Milliarden Liter Zentral- und Süd-Arizona. Übrigens: Der Hoover Damm ist nur 250 km südlich vom Parker Damm entfernt.
(Anmerkung Chris: Klingt unglaublich interessant, leider ist das Bauwerk an sich nicht mit dem Hoover Damm zu vergleichen und so wurden wir, aufgrund der Beschreibung, in die Irre geführt und fuhren nach meinem Geschmack ca. 100 km umsonst durch die Gegend.)
Nachmittags chillten wir am See; um uns rum hoppelten süße kleine Kaninchen und jede Menge Vögel flogen über unsere Köpfe. LEIDER hatten wir noch nie einen derart lauten Geräuschpegel an einem See ☹! Jede Menge Motor- und Turbinenboote sowie Scooter fuhren von links nach rechts und dann wieder andersrum. Höllenlaut! Lake Havasu könnte so schön sein!
(Anmerkung Chris: Schon sehr laut, aber auch ziemlich „geil“ solche Geräte zu sehen 😉),
Die Abfahrt am nächsten Morgen konnte leider erst spät erfolgen, weil wir noch Wasser nachfüllten und unsere Tankgeber sehr unzuverlässig sind! So lief Tank 2 (wie zu Beginn in Halifax/Kanada) über und veranstaltete eine kleine Wasserschlacht ☹ –> wir mussten das komplette Bett abbauen und „trockenlegen“.
(Anmerkung Chris: Ich kann es nicht verstehen! Habe ich doch in Kanada drei neue Dichtungen nachgeschnitten und bei Tank 1 und 3 halten die auch absolut dicht – Unglaublich ☹).















Weiter ging es dann nach Kingman, Arizona in der Mohave Wüste, dem Beginn der berühmten Route 66 (zumindest eines noch vorhandenen Teilstücks!). Zuerst aber besichtigten wir den historischen Bezirk Downtown. Am besten gefiel mir das Bonelli Haus von 1915, die Familie hatte 15 (!) Kinder.
Bei dieser Gelegenheit (historisch!) fällt mir ein Spruch ein, den wir die letzten Monate gehört hatten:
„Was ist der Unterschied zwischen einem Deutschen und einem Amerikaner? –> Für den Deutschen sind 100 km weit und für einen Amerikaner sind 100 Jahre alt 😊!“
Wir übernachteten bei Cracker Barrel Old Country Store, einem Restaurant im Industriegebiet. Auf den Parkplätzen bei Cracker Barrel darf man kostenlos übernachten und es wird nicht einmal erwartet, dass man dort auch einkehrt (Rahel und Rolf aus der Schweiz: wir haben so an Euch gedacht 😊!).











Wir fuhren die Route 66 weiter bis nach Seligman und machten auch hier eine ausführliche Stadtrunde. Es lebt -wie Kingman- noch und ausschließlich vom Spirit der Route 66.
(Anmerkung Chris: Ist aber schon richtig gut da und ich spürte den Spirit 😉).












Bis Flagstaff kamen wir nicht mehr und deshalb suchten wir uns wieder BLM-Land. Wir fanden kurz vor Williams ein herrliches Fleckchen Erde (sah ein bisschen aus, wie die Schwäbische Alb) und lernten July, Jim und Joe kennen. Jim aus Wisconsin hat fünf Hunde, in denen zwischen 70 und 99 % Wolfsblut ist. Prachtvolle und schmusige Tiere 😊! Leider hatten wir nicht so viel Zeit, denn das Kabel über das die Shelterbatterie geladen wird, hatte sich im Motorraum gelöst. Ebenfalls die Abdeckung der Lichtmaschine! Irgendwo hatten wir wohl vier Schauben verloren. Wieder mussten wir die komplette Garage ausräumen um an das Werkzeug und Kabelbinder zu kommen. Natürlich hatten wir keine passenden Schrauben dabei, obwohl Chrisi ansonsten ALLES an nur erdenklichen Ersatzteilen dabei hat 😊! Das hieß, in Flagstaff in einen Baumarkt ☹!
(Anmerkung Chris: Na ja, wir haben ein paar Teile dabei, aber das Richtige fehlt eh immer und wer denkt bei einem LKW schon an 5 mm Muttern mit entsprechenden Sicherungen 😉. Viel mehr macht mir zu schaffen, dass durch unsere Offroadeinsätze sich tatsächlich Schrauben und bestimmte Halterungen am LKW und im Motorraum lösen. Beim Innen-Ausbau habe ich damit gerechnet, da wir keine Erfahrungen hatten. Hier hält aber Gott sei Dank bis jetzt alles!).
Für uns gab es auf 1.506 m bei 10 Grad eine kalte Nacht, waren wir doch heiße Nächte bei über 30 Grad gewöhnt (gefällt mir auch besser 😊!). By the way: unsere Heizung ist noch immer kaputt!
(Anmerkung Chris: By the way, kleiner Ratschlag, verlasst Euch nicht auf ein weltweites Händler- bzw. Mechaniker-Netz ☹).
Wir blieben noch einen weiteren Tag, machten eine Wanderung, fanden aber die alte Eisenbrücke von der July berichtet hatte, nicht. Wir verlängerten auch deshalb, weil wir alle Schubladen aus dem Küchenblock holten, sie vom Feinsand befreiten und vor allem alle Schrauben (wegen den Offroadpisten in Mexiko) nachzogen.
(Anmerkung Chris: Nachziehen war aber, wie oben bemerkt, nicht unbedingt notwendig).
Nachmittags war Fütterung der „Wölfe“ angesagt. Jim gibt nur jeden zweiten Tag Futter, damit die Tiere es so gewöhnt sind, falls mit ihm mal etwas sein sollte und in der freien Wildbahn gibt es ja auch nicht jeden Tag Fressen. Jeder verschlang vier große Hühnchen Schlegel (was ich gar nicht so viel finde, denn nach dem „Fleischentzug“ der letzten Monate könnte Chrisi das mittlerweile auch essen und er wird nicht nur jeden zweiten Tag gefüttert 😊!). Fleisch ist hier (Kanada-Amerika-Mexiko) wirklich schlecht! Virginia sprach von „Sägemehl“ und so schmeckt es auch …. oder es ist unbezahlbar!










Nach dem Abschied von Jim und seinen „Wölfen“ (@fuzzyspack) fuhren wir weiter nach Flagstaff, im Winter ein beliebtes Skigebiet. Nach dem Baumarkt, Tanken und Einkaufen war es für eine Weiterfahrt insofern zu spät, weil es die nächsten Meilen keine Übernachtungsmöglichkeiten mehr gab. So blieben wir 15 km hinter Flagstaff im Coconino Nationalforest (ebenfalls BLM-Land 😊) zum Übernachten. Wir genossen den Sonnenuntergang mitten im Wald. So sehr ich das Meer (vor allem den Pazifik) liebe, habe ich Bäume doch sehr vermisst!
(Anmerkung Chris: Die Varianz ist der Schlüssel zum Glück 😉).
Wir hatten eine lange, schöne Fahrt nordöstlich Richtung Colorado. Und kamen so (ca. 30 km entfernt) nochmals am Monument Valley vorbei. Da man auf Navajo-Land nirgends übernachten darf und die Campingplätze unverschämt teuer und weit entfernt waren, nahmen wir das freundliche Angebot von Burger King an, auf einem steinigen Parkplatz hinter dem Gebäude neben dem Drive in-Schalter zu übernachten. Wir bekamen noch viel Gesellschaft von LKW-Fahrern. So kamen wir mit Dave, der uns mit seinem Hund Zip Kunststücke vorführen wollte, ins Gespräch. Dave reist in seiner Freizeit durch die USA und hat anscheinend fast alle Countys gesehen. Er empfahl uns mit Nachdruck und unglaublichem Enthusiasmus die Strecke von Durango über Silverton nach Quray zu nehmen und beschrieb sie uns als Schönste in ganz USA.
Wir entschieden uns, diese Strecke zu fahren und schweren Herzens auf den Great Sand Dunes National Park zu verzichten. (Sand haben wir ja die letzten Monate genug gesehen 😉).
Neben unserem Stellplatz gab es ein klitzekleines Museum der Navajos mit einem Hogan, einem alten Planwagen und einer Schwitzhütte. Da das Wasser in Arizona auch damals schon knapp war, gingen die Navajo nach getaner Arbeit in die Hütte und reinigten sich durch Schwitzen (wer hat die Sauna erfunden?).
(Anmerkung Chris: Eigentlich könnten wir uns seit Wochen das Waschen sparen 😊).
Weiter ging die wilde Fahrt durch schöne Landschaft zum „Four Corner Monument“. Dort treffen die Grenzen der vier Bundesstaaten Arizona, Colorado, New Mexico und Utah genau in einem Punkt zusammen. Diese Attraktion lassen sich die Navajos mit 8,00 US-Dollar pro Nase teuer bezahlen!
Dennoch war sehr viel los! Eine lange Schlange bildete sich vor dem besagten Punkt. Keiner wollte sich entgehen lassen, mit Armen und Beinen in vier verschiedenen Bundesstaaten gleichzeitig zu stehen. Natürlich spazierten auch wir im Kreis durch alle Bundesstaaten 😉.













Wir fuhren weiter und nach knapp einem Kilometer kam das Schild „welcome to Colorful Colorado“ … und es war wahr! Grandiose Landschaft in allen möglichen Grün-, Gelb- und Sandfarben. Und: In Colorado ist tatsächlich alles über 1.000 m hoch!
Einen Halt machten wir noch in Cortez, Colorado, wo wir uns im Visitorcenter mit reichlich Material versorgten. Schließlich fanden wir ein wildromantisches Plätzchen auf BLM-Land, ziemlich alleine.
Über Durango, wir hätten es gerne besichtigt, aber leider fanden wir für unseren Boliden keinen Parkplatz (übrigens: hier soll Tom Cruise ein Anwesen besitzen), schraubten wir uns über zwei Pässe auf bis zu 3.000 m hoch. Auf den umliegenden Bergen lag noch Schnee! Muddy schnaufte schwer; bergauf mag er einfach nicht! Wir fuhren noch bis Silverton auf 2.800 m Höhe und fanden ca. 5 km nördlich davon auf 2.890 m am Mineral Creek ein ruhiges Plätzchen zum Übernachten. In Silverton hätte der Campingplatz mit Wasser und Elektrizität (brauchen wir nicht!), aber ohne Internet, 77,43 US-Dollar gekostet. Vor 1,5 Jahren waren es noch 54,00 US-Dollar! Bei der Einfahrt zum Gelände sahen wir unseren ersten amerikanischen Elch 😊!
Am nächsten Tag fuhren wir ein Teilstück des Alpine Loop, vorbei an alten Goldminen und sahen wieder Elche. Danach besichtigten wir Silverton, welches sehr touristisch, aber dennoch interessant ist. 2020 hatte Silverton 622 Einwohner! Es wurde in den 1870 Jahren nach großen Silberfunden gegründet und war 10 Jahre später -nach Anschluss ans Eisenbahnnetz- auf seinem Höhepunkt angelangt. 1878 wurde das erste Bordell eröffnet. Ende 1880 war es eines von fünf weiteren in der Blair Street, dem Herz des Rotlichtbezirks. Zur Blütezeit des Ortes gab es 40 Bordelle und Saloons mit ungefähr 118 „Ladies“. 1947 wurde das letzte Bordell geschlossen.
Auf unserem Übernachtungsplatz lernten wir Jessie aus Chicago/Illinois und Dick aus Tucson/Arizona kennen und unterhielten uns sehr lange über Muddy, über Offroad, über Inflation und Politik. Dick ist 80 Jahre alt und kommt seit 1951 immer wieder auf diesen Platz. Er badet am liebsten in Eiswasser und krabbelt in stillgelegten alten Minen rum. Wir schätzten ihn auf ca. 68! Er ist körperlich und geistig so fit! Absolut erstrebenswert im Alter so zu sein! Auf demselben Platz lernten wir -unabhängig voneinander- noch zwei Motorradfahrer mit 84 und 85 kennen. Wahnsinn!








auf 3.000 m

auf 3.000 m

auf 3.000 m


















Wir fuhren weiter durch eine fantastische Bergwelt, durch Haarnadelkurven hoch und runter bis nach Montrose. Dort, außerhalb des Ortes, gab es einen Übernachtungsplatz, vor allem für Freunde des Motorradsports, denn es gab auch ein riesiges Offroad-Übungsgelände. Aber davon das nächste Mal mehr!







Wie es uns auf unserer Reise durch Colorado und Nebraska nach South-Dakota ergeht und wie wir die Weiterreise geplant haben, folgt in unserem Juli Bericht.
Bis dahin Euch alles Gute von den
