Von Montrose, Colorado nach Sturgis, South Dakota
Von Montrose aus besuchten wir den „Black Canyon of the Gunnison Nationalpark“.
In den 1850igern suchte der Ingenieur und Entdecker John Gunnison für die Pacific Railroad Passage einen Übergang. Der Black Canyon war allerdings nicht geeignet: zu steil, zu tief und zu eng.
Jedoch ist er eine landschaftliche Schönheit und bestens geeignet für Menschen, die sich nicht gerne bewegen, denn an jeder tollen Stelle gab es eine Handvoll Parkplätze, so dass man von dort mit ein paar Schritten am Canyon-Abgrund war. Da wir wahnsinnig gerne wandern und den Anlasser von Muddy schonen wollten, ließen wir ihn oft auf einem Parkplatz stehen und liefen die Straße entlang zum nächsten Highlight.














Da der Campground des Nationalparks für die nächsten 4 Tage ausgebucht war, suchten wir auf BLM-Land ganz in der Nähe einen Stellplatz für die Nacht. Am Anfang des BLM war alles schon voll, weshalb wir tiefer in das Gelände fuhren, zumal uns eine junge Frau aus einem umgebauten Schulbus sagte, dass wir problemlos weiterfahren könnten. Ein großer Fehler! Es war viel zu eng ☹! Nach etlichen Kurven mussten wir dann doch auf der Stelle wenden, da es definitiv nicht mehr weiter ging. Wir kamen leider nur wieder raus, indem wir einen kleinen Baum umfuhren (sorry Baum!). Nun hatten wir nicht nur „mexican Stripes“, nein – auch „american“ ☹! So fuhren wir wieder nach Montrose zurück und landeten nochmals auf dem Stellplatz mit dem angrenzenden Offroad-Gelände.
Bislang war es dort sehr ruhig gewesen, aber da es sich um einen Sonntagmorgen handelte, kamen SIE mit Pickups und Anhängern mit „Dirtbikes“ schon am frühen Morgen auf den Platz um dann nach lautstarkem Abladen durch das riesen Gelände zu knattern. Es gab sogar kleine Jungs auf kleinen Bikes.







Wir fuhren weiter über zahllose Pässe und durch wunderschöne Landschaften. Colorado ist gesegnet damit! Am Lake Fork fuhren wir schon früh auf einen Übernachtungsplatz, weil ich noch unbedingt den Juni-Bericht schreiben musste und Chrisi die Schrauben an der Lichtmaschine anbringen wollte. Beim Schreiben im Shelter hörte ich ihn öfters fluchen 😊! Wir haben zwar einen großen LKW, aber man kommt nirgends hin, ohne sich furchtbar zu verbiegen! Übrigens: heute war der erste Tag nach Monaten, wo es tatsächlich ganz kurz ein bisschen regnete!
Neben uns parkte ein Mercedes Campervan mit einer asiatischen Familie aus New York. Am nächsten Morgen sprach uns der Vater an und meinte, wir hätten ein sehr beeindruckendes Wohnmobil, aber noch viel beeindruckender fand er unser deutsches Auto-Kennzeichen 😊!
Wir entschlossen uns, wegen des Juni-Berichts und der Bildbearbeitung für die Webseite nochmals auf dem Platz am Lake Fork zu bleiben und am nächsten Morgen weiter nach Gunnison zu fahren. Denn dann war der 04. Juli – der Unabhängigkeitstag in den USA mit tollem Feuerwerk in größeren Städten.
Zum Hochladen der Webseite brauchen wir ein schnelles Internet und checkten deshalb auf dem KOA Campground in Gunnison ein. Leider war es nur möglich mit dem Auto in die Stadt zu kommen (und der Stau war bereits lang), aber man könne das Feuerwerk auch nur ein paar Meter entfernt vom Campground sehen. Das klang doch gut! Wegen der zahllosen Moskitos zogen wir reichlich an und ließen nur das Gesicht frei. Ein paar Meter weiter war ein Firmenparkplatz, von dem aus man das Feuerwerk tatsächlich gut sehen konnte (es war sehr schön 😊!). Wir waren jedoch mal wieder fassungslos, weil alle anderen Bewohner des Campingplatzes tatsächlich mit ihren Autos dorthin gefahren waren und mit laufenden Klimaanlagen das Feuerwerk anschauten.
Am nächsten Morgen ging die Fahrt über den Monarch Pass auf 11.312 feets, das sind 3.448 m! Leider waren wir vom Monarch Pass ein kleines bisschen enttäuscht, hatten wir eigentlich mehr erwartet. Nach einer lagen Fahrt suchten wir im „Nirgendwo“ einen Schlafplatz und machten am Antero Reservoir den Motor aus. Es war ein idyllischer See mit ziemlich dunklen Gewitterwolken.
Nach dem Frühstück wollten wir gleich nach Colorado Springs durchstarten. Aber beim Check vor der Abfahrt bemerkte Chrisi, dass ziemlich viel Diesel aus dem Motorraum tropfte. Darum mussten wir uns kümmern! Wir fanden dann in Woodland Park eine Werkstatt und in Tom Ludvina einen sehr freundlichen und hilfsbereiten Eigentümer. Er hatte vor 50 Jahren seine Lehre auf Trucks gemacht, reparierte aber jetzt nur noch Autos. Er schaute sich den „Schaden“ an und seine Vermutung war, dass ein Zylinder nicht schließt und deshalb Diesel über den Turbo rausläuft. Sein Büro bestellte einen neuen Dieselfilter, der nach einer Wartezeit geliefert wurde. Er wurde eingebaut, die Leitungen entlüftet und mit einer Empfehlung für ein Diesel-Zusatzmittel fuhren wir zum Traktor Supply-Shop. Dieses Mittel im Tank soll dafür sorgen, dass sich Dreck (von schlechtem Diesel) im Zylinder löst (und ich dachte immer, Muddy würde auch mit Heizöl fahren!). Um das Zusatzmittel zu verteilen, und auf der Suche nach einem Schlafplatz fuhren wir zum Nationalforest und fanden wieder ein idyllisches Plätzchen. Rehe sahen wir dort zwar keine, aber die treiben sich auch alle in der Stadt rum 😊!






3448 m.







Nach einer ruhigen Nacht und Frühstück trat am nächsten Morgen beim Starten erneut Diesel aus ☹. Auch Tom, den wir nochmals aufsuchten, wusste keine Lösung. Er riet uns in Colorado Springs zu einer speziellen Truck-Garage zu fahren und empfahl uns zwei!
Eigentlich wollten wir mit dem Motorrad den sehr steilen Pikes Peak (4.302 m) hochfahren, nachdem sich aber das Wetter verschlechterte, entschieden wir uns für „Garden of the Gods“, Felsformationen aus rotem Gestein. Nach dem Besuch im völlig überfüllten Visitorcenter machten wir den Rundgang und die Wolken wurden immer dunkler! Chrisi sagte noch, dass er nicht glaube, dass es heute regnen würde …. Da fing es auch schon an, aus Kübeln zu schütten! Bis wir bei einer Unterführung ankamen, waren wir klatschnass! Als auch die Unterführung, durch die ein eiskalter Wind pfiff, voller Wasser lief, gingen wir ziemlich beschleunigt weiter zum Parkplatz. Wir waren nass bis auf die Knochen und tropften nur so vor uns hin. Bevor wir losfuhren, wollten wir noch kurz warten, bis wir wenigstens durch die Windschutzscheibe raussehen konnten, aber dann fing es an zu hageln ☹! Danach entschlossen wir uns -bei immer noch heftigem Regen- nicht zurück nach Woodland Park und zum Stellplatz im Nationalforest zu fahren (alles schmale Pisten und somit Matsch), sondern durch Colorado Springs zum Bass Pro Shop, bei dem man auf dem Parkplatz übernachten darf (der eifrige Leser (und natürlich die eifrige Leserin 😊) erinnert sich, dass wir auch in Calgary, Alberta, Kanada den Shop besuchten, der uns allerdings dort viel besser gefiel!).
Als wir morgens den Motor starteten, sabberte Muddy wieder munter vor sich hin und eine Dieselpfütze breitete sich unter ihm aus. Augen zu und weiter war sicher die falsche Entscheidung, so dass wir zu einer Truck Werkstatt fuhren, die Tom aufgeschrieben hatte. (Anmerkung Chris: Gott sei Dank schloss sich das vermeintliche Dieselleck nach ein paar Kilometern Fahrt immer wieder wie von Geisterhand😉). Dazu mussten wir wieder in die City zurück und durch die ganze Stadt fahren. Dabei fiel uns auf, dass auf vielen Verkehrsinseln und unter Brücken Obdachlose leben. Offensichtlich wird dies von der Polizei geduldet.
Der Notdienst der Werkstatt, ein junger Mann, konnte uns leider nicht helfen, telefonierte mit seinem Chef und vertröstete uns auf Montag. Allerdings bereits mit dem Hinweis, wenn man überhaupt eine Diagnose stellen könnte, dann wäre man nicht in der Lage, eventuell benötigte Ersatzteile zu bestellen. Und wenn dann doch, würde es mindestens 3 Wochen dauern, bis sie geliefert würden.
Relativ verzweifelt und fast ohne Hoffnung fuhren wir zur zweiten Adresse (NATÜRLICH wieder ans andere Ende der Stadt) zur MHC Kenworth Truck Repair. Klingt alles so einfach, aber Colorado Springs hat 484.000 Einwohner (2021) und einen Verkehr wie eine Millionenstadt mit fünfspurigen Highways! Beim MHC Kenworth kümmerten sich Jared und Tristan um uns. Sie waren sooo hilfsbereit und freundlich! Nach einem Blick auf den Motorblock suchte Jared erst mal den Anschluss für seinen Laptop (!) zur Analyse! Beide waren völlig fertig, dass es dies bei einem LKW-Baujahr 1989 nicht gibt! Fanden es aber sehr interessant, auch mal so etwas „Exotisches“ zu sehen. Dennoch waren sie sehr bemüht uns zu helfen. Jared suchte ständig nach Lösungen! Tristan wusch den Motorraum aus und recherchierte im Internet. Aber Beide waren doch zu jung, um sich mit unserem alten Boliden auszukennen und wir wurden auf Montag vertröstet, wenn die alten Mechaniker da seien. Oder wir sollten uns an eine Deutz-Werkstatt in Denver wenden.
Was aber richtig gut war: wir durften auf dem Gelände neben der Firma im Industriegebiet übernachten 😊, wo die ganzen LKWs standen, die auf Ersatzteile warteten. Nachdem es schon wieder heftig regnete und dann bei Hagel auch noch ein kräftiges Gewitter über uns wegzog, lernten wir mit dem Handbuch der Bundeswehr und dem Internet viel über Magnetventile und Glühkerzen 😊! (Anmerkung Chris: Klar hat ein alter LKW, wie jedes Dieselfahrzeug, ein System zum Vorglühen. Leider konnte mir unsere Werkstatt in Deutschland die genaue Funktionsweise nicht erklären. Also „do it yourself“ und ran an die Betriebsanleitung 😉).
So waren wir am nächsten Morgen schlauer und zogen alle entsprechenden Schrauben nach, hauten quasi noch „mit dem Hammer drauf“ und Gott sei Dank: Muddy schien wieder dicht zu sein. Es läuft jedenfalls bis zum heutigen Tage kein Diesel mehr raus. Juhu!
Wir entschlossen uns beschwingt und glücklich noch die „Seven Falls“ in Colorado Springs (wieder andere Seite!) anzuschauen. Aber, als wir den übervollen Parkplatz erreichten und die lange Warteschlange vor den Shuttle-Bussen sahen, hatten wir keine Lust mehr! (Anmerkung Chris: Als Fazit muss man schon sagen, dass das Umfeld von Colorado Springs sehr schön, aber doch super touristisch und überfüllt ist ☹). Nach dem Einkaufen beim Walmart begaben wir uns auf die 24 US East und nach ca. 120 km erreichten wir vor Limon eine Autobahnraststätte/Truck Stop und blieben über Nacht dort.















Auf einer Hochebene (1.200 m) fuhren wir weiter und passierten kleine Orte mit so klangvollen Namen wie „Last Chance“ 😊! Zahllose Großwindanlagen drehten sich bei reichlich Westwind. Es gab einige Farmen und jede Menge Zäune. Bei den herrlich schwarz glänzenden Angus-Rindern lief Chrisi förmlich das Wasser im Mund zusammen 😊. Eigentlich hätten wir die ca. 800 km nach Sturgis, South Dakota immer geradeaus fahren können. Wir legten aber noch einen „links-geradeaus-rechts-Schlenker ein, auf einer angeblich historischen Straße, fanden jedoch nichts, was damit hätte gemeint sein können. Nach ca. 280 km erreichten wir die „Grenze“ und fuhren von Colorado nach Nebraska und nach ein paar weiteren Kilometern waren wir in Kimball, mit 1.252 m der höchste Punkt von Nebraska. Dort holten wir uns im Visitercenter Info- und Kartenmaterial. 95 % der Fläche Nebraskas werden landwirtschaftlich genutzt! In Kimball darf man sogar im Ort kostenlos dumpen und Trinkwassertanks auffüllen.
Am wunderschönen Oliver Reservoir fanden wir ein hübsches Plätzchen am See (und endlich wieder mit dem Zug im Rücken!).




Für zwei bekannte Felsformationen in Nebraska fuhren wir am nächsten Morgen einen kleinen Umweg: 1. Courthouse and Jail Rocks und 2. Chimney Rock. Beide befinden sich als sogenannte „Landmarks“, als Wegmarkierungen auf dem Oregon Trail. So wussten die Trapper und Scouts, die die Trecks durch die Prärie in den Westen führten, dass sie auf dem richtigen Weg waren und die Rocky Mountains nicht mehr allzu weit entfernt. Auch für den berühmten Pony Express war der Chimney Rock eine wichtige „Landmark“. Die Oglala (Sioux) nannten die markante Felsnadel „Wapiti-Penis“ 😊. Die Siedler dagegen erklärten ihn zum Chimney (Kamin) Rock. (Anmerkung Chris: Für uns ganz klar, die Sioux hatten recht 😉).
Wir fanden im sehr kleinen Städtchen Bayard am dortigen City Park, zwischen einer Gasleitung und dem Stromverteiler-Netz tatsächlich den offiziellen „Campingplatz“ mit drei Wasseranschlüssen, zwei Stromsäulen, zwei großen Müllcontainern und einem Dixie-WC, wo man zwei Tage kostenlos stehen und alles nutzen darf! Das ist echt großzügig! Ja, wir durften sogar im angrenzenden Freibad umsonst duschen! Das Freibad hatte leider schon geschlossen, weil die Umwälzanlage kaputt war.













Eine weitere Landmark für den California-, den Mormonen- und den Oregon Trail war der Scotts Bluff. Hiram Scott, ein Trapper der 1828 hier unter mysteriösen Umständen ums Leben kam, gab der Felsformation den Namen.
Bluff bedeutet auf Deutsch „Klippe“. 1824 erkannte der Pelzhändler Jedediah Smith im South Pass den ersten, leicht zu passierenden Gebirgspass über die Rocky Mountains. 1831 brachte Smith`s Partner William Sublette erstmals einen Planwagenzug von St. Louis über den South Pass in die Berge und etablierte damit eine Route, der in den nächsten Jahrzehnten alle Siedler folgten. 1848/1849 explodierten die Siedlerzahlen. Auch wegen des Goldrausches in Kalifornien. 1860 verlief auf diesem Weg auch der Pony Express. 1869 war es dann mit dieser Ära vorbei, weil die transkontinentale Eisenbahn eröffnet wurde.
Auf einem Wanderweg konnte man 2,5 Meilen zum Gipfel des „Bluff“ laufen, aber leider war die Hälfte des Weges wegen eines Felssturzes gesperrt worden (dann halt nur die Hälfte 😊!).
In der anderen Richtung wanderten wir zwei Meilen den Original-Oregon-Trail entlang und versuchten, uns in die Lage der Pioniere zu versetzen, die oftmals neben ihren Planwagen durchs hohe Gras liefen und es kam wohl nicht selten vor, dass welche von Klapperschlangen gebissen wurden.
Weil es zum Weiterfahren zu spät war, übernachteten wir am Fluss mit Blick auf Teile von Scotts Bluff.
Eigentlich wollten wir nach dem Frühstück gleich weiterfahren, mussten aber leider beim Leeren feststellen, dass der Urinkanister nicht mehr dicht war. Wir gingen in der gleichnamigen Stadt Scottsbluff in den Baumarkt und kauften nach laaaangem Suchen ein entsprechendes Ersatzteil, welches wir gleich auf dem Walmartparkplatz einsetzten. Obwohl der Himmel dramatisch dunkel war und der Wetterbericht mit einer Unwetterwarnung schwere Gewitter ankündigte, setzten wir unsere Fahrt in den Norden fort. Zum großen Teil ging es durch Farmland, aber auch durch weite Prärie und ein paar kleine Waldstücke waren auch dabei, insgesamt sehr hübsch! Kurz vor Chadron kam ein Hinweisschild auf einen Nationalforest, wo wir abbogen, denn dort gibt es fast immer wunderschöne Übernachtungsplätze kostenlos oder für 10,00 US Dollar.
Unser Platz war echt schön! Chrisi meinte, er würde sich nicht wundern, wenn „der letzte Mohikaner“ den Hügel herunter käme, wobei ich eher an Rübezahl dachte ….. es war auf jeden Fall sehr verwunschen 😊!









Weiter ging es am nächsten Tag noch ein Stück durch Nebraska, was für viele nur ein Durchreise-Land darstellt. Aber wir fanden zumindest unseren Abschnitt sehr interessant! Die Menschen waren sehr freundlich und vom Gouvernment gab es kostenlos überall Wasser für die Tanks und oft Stellplätze umsonst. Jedenfalls passierten wir die „Grenze“ zu South Dakota, fuhren noch bis Hot Springs und landeten kurz danach im Wind Cave Nationalpark.
Dort machten wir den „Cold Brook Canyon Trail“ und sahen Hunderte von Präriehunden. Sie waren überhaupt nicht scheu und so putzig! Ihren Namen haben sie von ihren „Bellen“ ähnlichen Lauten (finde ich überhaupt nicht!). Auf jeden Fall haben sie 10 verschiedene Rufe und einen speziellen Warn-Pfiff.
Am Start der Wanderung trafen wir eine Rangerin, die wir fragten, wo wir am besten Bisons sehen könnten. Sie nannte uns zwei Offroadstraßen am Ende des Nationalparks, aber das Einzige, was wir sahen, waren „Pronghorns“, eine Wildart, die wir nicht kannten. Sie gelten wohl als die schnellsten Landtiere Nordamerikas (60 mph = 96,56 km/h).
Auch wenn wir den Park am Anfang etwas langweilig fanden, weil er fast nur aus Prärie besteht (und leider hatten wir auch keinen blauen Himmel, aufgrund eines Großfeuers in Kanada), gefiel er uns dann doch ganz gut. Ach ja übrigens, hier wurde auch der Film „Der mit dem Wolf tanzt“ mit Kevin Kostner gedreht, was uns wegen des hohen Präriegrases, welches sich im Wind bog, auch nicht wunderte.











Da unser großer Wunsch war, das Harley Treffen in Sturgis und die dort stattfindenden Konzerte zu besuchen, ließen wir alle Sehenswürdigkeiten auf dem Weg aus (um sie später mit dem Motorrad zu besuchen) und machten uns auf direkt nach Sturgis. Unterwegs begegneten uns (in beiden Richtungen) jede Menge Harley-Fahrer. Die Strecke war abwechslungsreich, schön und sehr kurvig!
Sturgis ist ein kleines Städtchen mit ca. 7.000 Einwohnern. Zur sogenannten „Harley Davidson Motorcycle Rally“ werden 1,5 Mio. Menschen und ca. 510.000 (!) Motorräder erwartet. Sicher findet das nicht jeder in Sturgis lustig! Aber die Stadt lebt ganz gut davon. Die Rally wurde das erste Mal im August 1938 veranstaltet!
Wir fuhren durch die ganze Stadt und ca. 9 km hinter ihr befindet sich „Buffalo Chip“, wo die ganzen großen Bands auftreten. Wir hatten auch schon versucht online einen Campingplatz und Konzertkarten zu buchen/kaufen. Aber selbst für Muttersprachler (die wir um Rat fragten), war nicht klar, was man im Detail überhaupt buchte. So hatten wir die Hoffnung, vor Ort vielleicht etwas mehr zu erfahren. Ein bisschen verloren fuhren wir über das Gelände und lernten so Woody kennen. Er ist der Eigentümer des Grundstücks und organisiert (gemeinsam mit Carol und 250 anderen Helfern) die Veranstaltung auf dem Buffalo Chip. Obwohl Woody sicher viel um die Ohren hatte, zeigte er uns im Golfwagen das komplette, riesengroße Gelände mit all den Campingplätzen mit Wasser und Stromanschluss oder auch (wie wir es bevorzugen) „dry“ – ohne alles! Wir standen sogar auf der Bühne, auf der zwischen dem 04.08. und 13.08. Bands wie ZZ Top, Steel Panther, Lynyrd Skynyrd, Limp Bizkit, Def Leppard und viele andere auftreten würden. Auch Kid Rock war schon oft da (sehr zum Leidwesen von Chrisi aber nicht 2023). Hinterher ließen wir uns von Carol im Office noch die Preise sagen (uff!!) und suchten uns dann vorerst einen Übernachtungsplatz auf BLM-Land. Unsere Überlegung ursprünglich war, auf kostenlosem BLM-Land zu stehen und mit dem Motorrad zur Parade, zum Leute schauen 😊 und -wenn möglich- zu den Konzerten zu fahren. Aber, so lasen wir am Eingang des Fort Meade State Parks, dass der Park ab 28.07., vor Beginn des Harley Treffens, geschlossen würde (Anmerkung: er wurde NIE geschlossen ☹).
Abends lernten wir noch John kennen, der mit einem OHV (kleiner, offener Geländewagen) und seinem großen Schäferhund Bullet vorbei kam. Er empfahl uns zwei günstige Campgrounds fast in Sturgis. Am nächsten Tag fuhren wir alle Campingplätze ab und waren entsetzt ob der Preise. Aber eine der Empfehlungen von John war dann doch sehr günstig und wir reservierten für die nächsten 16 Tage bis die Harley Rally anfing. Abends kam John wieder vorbei und wollte uns die Rassel einer von ihm soeben erschossenen (!) Klapperschlange schenken. Da wir wirklich nicht wussten, wo wir das Ding trocknen und aufbewahren sollten, lehnten wir dankend ab. Laut John werden die Rasseln zum Beispiel zu Schlüsselanhängern verarbeitet und dann für um die 300,00 US Dollar verkauft!
Am nächsten Tag fuhren wir nochmals zum Buffalo Chip und buchten, nach langer Diskussion, den Campingplatz und drei Konzerttage mit Bands die uns am Herzen lagen. Somit eine „abgespeckte“ Version der anfänglich angedachten (herzlichen Dank, liebe Carol, für deine Geduld und Mühe!).
Wir waren so gespannt, denn „Buffalo Chip“ -so hörten wir immer wieder von Amerikanern- soll wahrlich „legendär“ sein und „ein Ort, wo Eltern ihre Kinder besser NICHT mitnehmen“, und wir würden „sicher des Nachts kein Auge zu tun“ und 24-Stunden PARTY um uns rum haben!
Dann checkten wir beim „NO Name City RV“-Campground ein (den Namen habe ich bis heute nicht verstanden) und machten das Motorrad endlich wieder runter. Das letzte Mal durfte sich das Pony bei Christina in Todos Santos in Mexiko auf der Baja „strecken“!
Es ging dann gleich, nach einigen „Wiederherstellungsarbeiten“ in die City.













Bevor sich Sturgis noch mehr füllte, machten wir einen Besuch im Motorcycle-Museum











Auf einer Straße, wie fürs Motorradfahren gemacht, fuhren wir durch die Black Hills von Sturgis nach Deadwood, einer im Goldrausch gewachsenen Stadt im damaligen „Wilden Westen“. Auch hier (wie in Tombstone, Arizona) gab es am 02.08.1876 eine berühmte Schießerei (nach einem Pokerspiel!) bei dem Jack McCall den sehr beliebten (bei Frauen! 😉) James Butler Hickok (bekannt als „Wild Bill“) von hinten erschoss, woraufhin er natürlich gehängt wurde. Wild Bill konnte mit beiden Händen gleichzeitig schießen und zog seine zwei Revolver über Kreuz aus dem Gürtel. Vermutlich war deshalb „von hinten“ die einzige Möglichkeit für Jack McCall. Welches Blatt genau Wild Bill in Händen hielt, ist leider nicht überliefert!
Ebenfalls 1876 kam Martha Jane Canary (besser bekannt als „Calamity Jane“) nach Deadwood. Sie verliebte sich in Wild Bill (ob diese Liebe erwidert wurde, ist nicht bekannt) und ihr letzter Wunsch, als sie am 01.08.1903 in Terry, South Dakota starb war, in Deadwood neben Wild Bill beerdigt zu werden. Ihr Wunsch wurde erfüllt!
Ebenfalls auf dem Mount Moriah Friedhof bestattet wurde John Perret („Potato Creek Johnny“), der 1883 aus England/Wales nach Amerika kam und später dort den größten Goldnugget der Black Hills fand: am Potato Creek! 😊
In Deadwood gab es 1876 auch schon eine große jüdische und chinesische Gemeinde. Wie im Leben auch, sind die Toten in zwei verschiedenen Sektionen streng getrennt bestattet worden.
Es dämmerte bereits leicht, als wir uns wieder aufs Pony schwangen und den gut einstündigen Heimweg antraten. Es war ein wunderschöner „Ride“ durch die Black Hills zurück nach Sturgis.









Bevor die ganzen Motorradfahrer (bevorzugt Harley-Fahrer) über die Black Hills und die dortigen Sehenswürdigkeiten herfielen, wollten wir noch die weite Strecke zum Mount Rushmore (ebenfalls mit dem Pony) fahren. Eigentlich war für den ganzen Tag strahlendblauer Himmel und 30 Grad angesagt. Das erste Gewitter überraschte uns am Eingang von Mount Rushmore, so dass die Präsidentenköpfe leider sehr dunkel waren (vor allem unter ihren Nasen), was Chrisi zu der Bemerkung veranlasste, dass denen ja „der Rotz aus den Nasen liefe“ 😉!
Das Mount Rushmore National Memorial ist ein 1941 fertigstelltes Denkmal, welches aus 18 m hohen Porträtköpfen der vier bis zur Zeit seiner Erstellung, als am bedeutensten geltenden US-Präsidenten besteht. Dargestellt sind Georg Washington (1. US-Präsident), Thomas Jefferson (3.), Theodore Roosevelt (26.) und Abraham Lincoln (16.). Allerdings wurde das Denkmal auch als eine Entweihung eines heiligen Berges der Lakota-Indianer betrachtet. Der Berg verdankt heute seinen Namen dem New Yorker Anwalt Charles Rushmore, der ursprünglich die Goldschürf-Rechte für das Gebiet erworben hatte. Die Köpfe wurden zwischen 1927 und 1941 von John Gutzon de la Mothe Borglum in den Granit gesprengt, gehauen und gemeißelt. Nach seinem Tod wurde das Werk von seinem Sohn weitergeführt.
Wir hatten uns SO auf Mount Rushmore gefreut, waren aber dann doch enttäuscht, weil wir es uns viel gigantischer vorgestellt hatten. O.k., zur damaligen Bauzeit gab es die heutigen Methoden natürlich noch nicht.
Ca. 28 km weiter westlich befindet sich das Crazy Horse Memorial, ebenfalls in einen Berg gehauen, zu Ehren des Oglala-Lakota Häuptlings, Crazy Horse. 1948 begann der Bildhauer Korczak Ziolkowski im Auftrag des damaligen Häuptlings der Sioux Hendry Standing Bear, sein Werk. Viele Indianer stehen aber auch dieser Skulptur kritisch gegenüber, beklagen die Entweihung ihrer heiligen Black Hills und weisen darauf hin, dass Crazy Horse sich nie fotografieren ließ, weil er nicht abgebildet werden wollte. Tja! Auch dieses Monument ist unvollendet. Noch sieht man nur den Kopf des Häuptlings. Eines (sehr fernen) Tages soll Crazy Horse auf seinem Pferd sitzend mit der ausgestreckten Hand nach Osten zeigen.
Da es schon spät war, machten wir uns wieder auf in den Norden und wurden vom zweiten Gewitter nass ☹! Nach insgesamt knapp 300 km erwischte uns das dritte Gewitter am Ortsanfang von Sturgis ☹! Da wir nicht über den Highway fahren wollten, nahmen wir den Weg durch den Fort Meade Nationalforest. Dort durfte sich Chrisi als Cowboy (auf dem Motorrad) betätigen, weil 50 Kühe, Kälber und angriffslustige junge Stiere auf der Piste befanden 😊!












Es war SOOOO heiss! Weil die Sonne erbarmungslos vom Himmel schien, entschieden wir uns für „Fahrtwind“ 😊! Wir fuhren mit dem Bike zum Bear Butte Lake und zum dazugehörenden State Park. Auch in der Hoffnung, dort endlich Bisons zu sehen. Leider sahen wir keine! Aber den außerhalb von Sturgis liegenden, berühmten „Full Throttle Saloon“ (ich dachte, warum nennt man seinen Saloon „Volltrottel“, aber Chrisi klärte mich auf, dass es sich um „Vollgas“ handelt 😉).
An einer Picknick Area sahen wir eine große Schlangenhaut! Der Fachbegriff ist tatsächlich „Natternhemd“. Gott sei Dank war die Schlange nicht mehr da, denn in der Zeit der Häutung sind sie sehr aggressiv und reizbar.








Wir waren hartnäckig und fuhren am nächsten Tag nochmals in den Bear Butte State Park, auch weil unsere Nachbarn auf dem Campingplatz (Genofeva und Gloria, Mutter und Tochter) sagten, dass es dort Bisons geben muss. Und tatsächlich, wir sahen dieses Mal eine kleine Herde Bisons mit zwei kleinen hellbraunen Kälbern und einem RIESEN Bison-Bullen. Diese können locker 900 kg wiegen (was für ein Steak, „hörte“ ich Chrisi denken 😊!). Es war ein wunderschönes Gefühl, diese Tiere „wild und frei“ zu sehen!






Da wir kein B2-Visum haben, welches den Aufenthalt in den USA für 6 Monate berechtigt, (muss auf der amerikanischen Botschaft in Deutschland beantragt werden und ist nicht billig), haben wir für Amerika nur eine Aufenthaltsgenehmigung für drei Monate. Wir müssen also die USA Mitte September verlassen und wollen zudem den 80. Geburtstag meiner Schwiegermutter im November in Deutschland feiern. Aus diesen Gründen wurde es allmählich Zeit, sich um eine Einlagerung für Muddy zu kümmern und Flüge nach Deutschland zu buchen. Zum Einlagern brauchen wir einen Ort, an dem es einen internationalen Flughafen gibt, zudem sollte die Stadt bzw. der Flughafen so groß sein, dass wir nicht 3x umsteigen müssen, bis wir in Frankfurt landen. E-Mails an verschiedene Storage-Anbieter wurden zum Teil gar nicht beantwortet. Es war alles sehr zäh und furchtbar schwierig ☹!
Wir ließen uns die gute Laune aber nicht nehmen und machten eine laaaange Fahrt (315 km) zum Devils Tower National Monument in Wyoming (!) bei Starkwind und 35 Grad. Schon von weitem sieht man den 264 m hohen Felsen mit tiefen Rillen aus den weiten, flachen Prärien Wyomings herausragen! Seinen Namen verdankt der Devils Tower (Teufels-Turm) einem Übersetzungsfehler 😉! Die Kiowa-Indianer nannten den Tower ursprünglich „Mates Tepee“, was „Heim des Grizzly-Bären“ bedeutet. Für einige Stämme der First Nation ist der Devils Tower heilig!
Er entstand vor rund 40 Millionen Jahren durch die Auffaltung der Rocky Mountains und der Black Hills, an dessen Rand er sich befindet. Das ihn umgebende Gestein brach im Laufe der Jahrmillionen ab und übrig blieb das gigantische Felsplateau.
Die nächste Bike-Tour (196 km) führte uns über Deadwood und Leads in den Spearfish Canyon mit schönen Felsformationen und einem kleinen Flusslauf. Es waren jetzt schon deutlich mehr Biker (vor allem Harley-Fahrer) unterwegs, als die Tage zuvor.



















An meinem Geburtstag 😊 fuhren wir mit dem Bike (158 km) durch einen Canyon auf ganz schmalen Straßen mit ganz vielen Kurven. Bei Nemo öffnete sich der Canyon und wir fuhren durch ein Tal in dem man sofort Tipi`s hätte aufstellen und einen Western drehen können. Die Wiesen sahen aus wie mit grünen Samtteppichen ausgelegt. Bei Rapid City befindet sich die „Chapel in the Hills“ eine sogenannte Stabkirche ganz aus Holz. Sie ist die Nachbildung einer der bekanntesten norwegischen Stabskirchen in Borgond von 1150. Die Kirche war in ihrer Schlichtheit wirklich wunderschön! Weil uns die vielen Kurven und die herrliche Strecke so begeistert hatte, nahmen wir den gleichen Rückweg nach Sturgis. Zur Feier des Tages gingen wir in den „Loud American Saloon“ zum Abendessen und machten nachher noch einen Abendspaziergang, wo ich mir natürlich ENDLICH mein „83. Motorrad Rally 2023 Sturgis“ T-Shirt kaufen musste 😊! Denn, so hatte man uns erzählt, wenn die Rally dann tatsächlich anfängt (spätestens ab 04.08.), erhöhen sich die Preise nochmals saftig! Wie wir an den Tankstellen merkten, wohl auch für Benzin/Diesel und die Campingplätze sowieso. Es soll sogar Leute geben, so erzählte man uns, die sich für 5.000 US Dollar 10 Tage ein Haus mieten!
An Chrisis Geburtstag fuhren wir 260 km nach Rochford, einem kleinen Ort (5 Briefkästen!) in den Bergen und fanden eine winzig kleine Holzkirche. Laut der Gedenktafel wurde sie für die Goldgräber im Tal erstellt (ich war vom großen Holzofen begeistert 😊). Wir fuhren anschließend nochmals beim Full Throttle Saloon vorbei und schauten mal rein. Auch keine schlechte Location zum Feiern und Konzerte hören während der Rally!
Nach 16 Tagen nahmen wir Abschied vom No Name City RV Park und all seinen netten Menschen inkl. des Owner-Ehepaares. Sie sind extra von Wyoming nach South Dakota gezogen und haben vor 4 Jahren den Campingplatz eröffnet, weil es ihnen in Wyoming zu kalt und zu schneereich war. Das dachte ich eigentlich von South Dakota 😊?!?



















Wie es uns auf dem Campground am Buffalo Chip erging, ob wir die Nacht zum Tage machten und der Slogan „Best Party Anywhere!“ den die Veranstalter sich gaben, stimmte und wie wir die Weiterreise geplant haben, folgt in unserem August-Bericht.
Bis dahin Euch alles Gute von den

Hallo Simone und Chris,
wir haben uns am 9. September im Valley of Fire getroffen. Eine kurze aber nette Begegnung! Ich werde eure Berichte lesen um zu erfahren was ihr wo erlebt habt. Ich bin gespannt.
In diesem Sinne: Nicht reden! Machen! Das Leben ist zu kurz! Ihr macht es richtig! 👍😎
Gruß
Norbert