Von Yuma, Arizona nach Ashdown, Millwood Lake, Arkansas
Wir wollten eigentlich maximal drei Tage in Yuma bleiben, brauchten dann aber doch länger, als wir dachten. Und natürlich war es uns wichtig, Zeit mit unseren Freunden, Virginia und Gerald, zu verbringen.
Die Rostbehandlung an der Gefechtsluke im Fahrerhaus hatte trotz zweimaliger Anwendung im Januar, nichts geholfen ☹. Wir hätten unbedingt daran arbeiten müssen, aber bei diesen Temperaturen konnten wir überhaupt nichts tun. Es hatte 43 Grad Celsius im Schatten und jeden Tag wurde es heißer! Die wenigen Menschen, die noch auf dem RV Park lebten, blieben in ihren Häusern und dort liefen die Klimaanlagen heiß. Wir hatten keine (!) und gingen deshalb weit nach Mitternacht erst ins Bett, was es nur ein bisschen erträglicher machte. Seit einiger Zeit tröpfelte es aus einem kleinen „Kästchen“ unter Muddys Mitte: wie wir später erfuhren, der Tachowelle. Wir trauten uns nicht an die Problembehebung, denn wenn uns ein Schwall Öl entgegenkommen sollte, was tun? Und dann: wo und was nachfüllen? Nach verschiedenen Gesprächen, kam Chrisi dann doch zur Erkenntnis, dass es wohl das Beste wäre, das Kästchen auszubauen, aufzumachen, zu reinigen, eine neue Dichtung zuzuschneiden und das Ganze wieder zusammen zu bauen. Um uns nochmal abzusichern erzählten wir diesen Plan einem Mechaniker unseres Vertrauens in Deutschland (jetzt nicht mehr!) und dieser meinte, wir könnten das Kästchen abbauen, alles mit Benzin reinigen, einbauen und schauen, ob es trocken bleibt, eine Dichtung würde es bei diesem Kästchen nicht geben. Chrisi baute also das Teil ab, wir kauften neue Schrauben, weil die alten sich nicht mehr anziehen ließen (in den USA echt teuer) und bauten es wieder hin. Nach der Probefahrt tropfte es leider immer noch ☹! Irgendwo auf der Strecke liegen zu bleiben, hatten wir überhaupt keine Lust! Wir fuhren also zur Werkstatt Casillas, die uns im Winter den Ölwechsel gemacht hatte und es stellte sich heraus, dass das Kästchen sehr wohl eine Dichtung hatte! Meister Casillas improvisierte (mangels vorhandener Originaldichtung), benutzte anstatt dessen Dichtmasse und füllte auf Nachfragen von Chrisi auch Öl in das Kästchen des Schaltgetriebes nach. Nach einer größeren Rechnung fuhren wir noch einkaufen und tanken und kehrten erst in der Dämmerung zurück. Am nächsten Morgen tropfte es dann aus der Schraube des Schaltgetriebekästchens ☹. Sie ließ sich auch nicht festdrehen. Gewinde zerstört? Völlig frustriert fuhren wir wieder zu Casillas (war ja „nur“ am anderen Ende der Stadt). Es war brütend heiß und eigentlich unser Abreisetag! Meister Casillas brachte dann, nachdem wir uns nicht auf einen nächsten oder übernächsten Tag vertrösten ließen, mit einem, wie wir fanden schlechten Gewissen, an der Schraube eine Metalldichtung an. Oh Mann! Klappte denn gar nichts mehr auf Anhieb?! (Anmerkung Chris: Leider auch nicht auf den zweiten Versuch. Die Schraube tropfte nach Anbringen der Dichtung immer noch. Durch mehrmaliges Anziehen konnte ich allerdings den Ölverlust auf ein erträgliches Maß reduzieren!)
Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns schweren Herzens von Virginia und Gerald (würden wir sie je wiedersehen?) und machten uns auf Richtung Tucson, Arizona.





Weil die Landschaft so langweilig war, verließen wir bei Gila Bend die Interstate 8 und fuhren Richtung Süden an der mexikanischen Grenze entlang nach Ajo, welches fast noch trostloser aussah, als im November 2022. Wir schafften es bis Why (das Kaff heißt tatsächlich so 😊) und fanden am Ortsende (wenn man von einem „Ort“ sprechen will) den Coyote Howls RV Park East 😉! Es war ein großes Gelände, welches vermutlich indianische Besitzer hat. Zumindest grenzt auch ein sehr großes Reservat daran. Sah eigentlich aus, wie BLM-Land, kostete aber 20 US-Dollar pro Nacht (günstig für die USA). Und da wir schnellstens in den Big Bend Nationalpark in Texas wollten, war es ja auch nur für eine Nacht.
Das Schicksal wollte es allerdings anders, GANZ anders! Kaum, dass wir Muddy geparkt und für einen Sundowner unsere Beachstühle ausgepackt hatten, hauchte unser Kühlschrank heimlich, still und leise sein Licht aus und ging kaputt! Bei 46 Grad Außentemperatur! Mitten in der Wüste! Wir lasen die halbe Nacht die Gebrauchsanleitung und Hinweise auf eventuelle Störungen oder Fehlermeldungen. Vor lauter Verzweiflung aßen wir noch den teuren Schafskäse, weil wir dachten, am nächsten Tag ist eh alles verdorben. Am Morgen stürzten wir uns gleich (natürlich nach dem Frühstück und vor allem nach dem Kaffee 😊) auf den Ausbau des Kühlschranks. Allerdings fanden wir kein Problem – außer, dass er hochvoll war! Der wirklich SEHR hilfsbereite Host (Verwalter) des RV Parks, Cody, erlaubte uns den nur vom Management (also ihm 😊) im Office genutzten, großen Kühlschrank mit unseren Sachen zu füllen. Andere Gäste durften nichts reinstellen!
Im Winter ist der RV Park wohl voll, im Sommer befanden sich gerade noch 10 Leute auf dem riesen Areal. Cody empfahl uns Leo, der jedes elektrische Problem auf dem Platz bislang lösen konnte und rief ihn gleich an. Leider befand sich Leo geschäftlich in Phoenix, Arizona und wollte erst am nächsten Morgen/Vormittag kommen. Angesichts unserer Lage erklärte er sich bereit, abends gegen 20.00 Uhr noch vorbei zu schauen. Aufgrund der Hitze in Arizona konnten wir die Wartezeit nur mit Nichtstun im Schatten bis zur Ankunft von Leo überbrücken. Überall hoppelten Kaninchen rum, Mäuse und Eidechsen. Deshalb gab es auch überall Hinweisschilder, dass man sehr auf Klapperschlangen achten und immer alle Türen schließen müsse.
Leo kam um 21.00 Uhr noch vorbei, aber mit unseren Taschenlampen machte eine Fehleranalyse keinen Sinn. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag und Leo nahm noch den alten Kühlschrank-Ventilator mit, der sich nicht mehr drehte. Am nächsten Tag um 10.00 Uhr kam er mit dem Auto voller Werkzeug, dem reparierten Ventilator (eine Lötstelle war gebrochen) und zwei weiteren gekauften Ventilatoren an. Vermutlich wurde der Kühlschrank aufgrund des ausgefallenen Ventilators zu heiß und die Sicherungen fielen raus. Im Elektroschrank auf dem Gitter zum Kühlschrank wurde noch ein Zusatzventilator angebracht. Um 13.00 Uhr stand der Kühlschrank wieder auf seinem Platz 😊! Leo dichtete auch noch die Schraube am Schaltgetriebekästchen ab und ließ uns sehr glücklich zurück!
Es war so pervers heiß, dass wir uns in den Schatten von Muddy setzten (WIR – in den Schatten!!). Dort bekamen wir Besuch von Joyce und Richard, die auf dem Campingplatz in einem Trailer leben. Auch ihr kleiner Hund, Hans Wolfgang, war dabei 😊. Richard war sehr stolz auf seine deutschen Wurzeln und erzählte uns, dass er ein großer Fan von deutscher Volksmusik ist und so auch Deutsch lernen würde 😉. Joyce hat indianische Wurzeln (Vater) und deutsch/irische (Mutter). So kam es, dass wir uns in einem wilden Sprachen-Mix bis nachts um 23.30 Uhr draußen unterhielten und viel lachten. Jocye machte immer wieder ihre Taschenlampe an, um unser Umfeld nach Schlangen abzusuchen. In Muddy schliefen wir später gut und entspannt (trotz der immer noch großen Hitze) und am nächsten Tag, nachdem wir den Kühlschrank mit unseren Schätzen aus dem Office-Kühlschrank wieder gefüllt hatten, fuhren wir weiter erst nach Süden, dann nach Osten und über Tucson bis nach Benson, Arizona. Dort waren wir, der eifrige Leser/die eifrige Leserin wissen Bescheid 😉 bereits am 03.11.2022! Wir brauchten dringend eine amerikanische Telefonkarte und durften auf dem Walmart Parkplatz schlafen, der Zug fuhr laut pfeifend an uns vorbei: wir waren wieder Zuhause 😉!








Wir fuhren, nach einem Frühstück bei Burger King, das nicht hätte schlimmer sein können ☹, weiter auf der Interstate 10 Richtung Osten. Die Landschaft war total öde und echt langweilig. Wir verließen Arizona und wurden von New Mexico willkommen geheißen. Der Name des Bundesstaates „New Mexico“ stammt von den spanischen Eroberern, die damit das Land westlich und nördlich des Rio Grande bezeichneten. New Mexico wird auch „Land of Enchantment“ (Land der Verzauberung) genannt. Mit einer Fläche von 314.915 km² ist New Mexico etwa so groß wie Deutschland ohne Niedersachsen.
Das Visitor Center in Lordsburg war geschlossen, so dass wir bis Deming weiterfuhren und vom dortigen VC einiges an Informationsmaterial erhielten. Wir hatten nun wieder die Mountain-Zeit und die Uhren mussten eine Stunde weiter gestellt werden. Es war also eine Stunde später und so stellte sich die Frage: beim Walmart übernachten oder doch noch weiter fahren zum „City of Rocks State Park“? Wir entschlossen uns, nachdem der Walmart Parkplatz sooooo heiß war und sich kein Lüftchen regte, die 46 km zum State Park zu fahren.
Gott sei Dank hatten wir Glück und es gab dort „first come – first serve“-Plätze und nicht nur welche, die man im Internet buchen und reservierten musste. Wir fanden ein schönes (und nachts sehr mystisches) Plätzchen. Der große Stein vor uns sah tagsüber völlig harmlos aus, aber in der Nacht verwandelte er sich in eine monumentale Steinskulptur der Moai auf den Osterinseln (Rapa Nui).
City of Rocks entstand vor 33 Millionen Jahren bei einem Vulkanausbruch. In einer weiten Ebene liegen die Steinformationen, auf 2 Meilen verteilt, wie ein Dorf mittendrin. Wir blieben 2,5 Tage und machten zwei wunderschöne Wanderungen. Einmal mittendurch und die andere Bergauf bei 40 Grad Celsius im Schatten und jede Menge Wasser im Rucksack. Nach vier Stunden waren wir wieder bei Muddy und genossen die kostenlosen Duschen des State Parks (eine Seltenheit!). Viel war im Park nicht los! Selbst das Visitor Center war ständig geschlossen.







ist Pflicht!

durch die City












zum Ausichtspunkt

Test bestanden!





Nach dem Füllen unserer Wassertanks (und natürlich Frühstück 😉) ging es weiter Richtung Osten nach Las Cruces und dem Fort Selden. Ich kann gar nicht beschreiben, wie abartig heiß es war! Die Landschaft war noch immer sehr langweilig, besser wurde es erst ab Hatch, dem Capital of Chile (Chili-Schoten) und den sich anschließenden Pekan-Nuss-Farmen mit wunderschönen Bäumen (gefühlt Tausenden davon). Als wir im Leasburg Dam State Park ankamen, war das Visitor Center geschlossen, klar! Und man konnte sich nur online einen Stellplatz buchen. Es war ein umständliches Procedere, aber schließlich hatten wir den Platz 13 (unsere Glückszahl 😊) reserviert. Eigentlich kostete ein Platz im State Park 10 US-Dollar, aber mit Reservierungsgebühr von 4 US-Dollar dann eben 14 US-Dollar. Warum? Man meldet sich selbst an, bezahlt mit Kreditkarte, niemand hat Arbeit damit!
In Nummer 12 wohnte Michael in seinem Auto, ein wahnsinnig netter und hilfsbereiter Mensch und in Nummer 14 wohnte ein junger Mann, ebenfalls „homeless“, in einem Zelt. Michael erzählte uns, dass er aufgrund mehrerer Operationen seine Wohnung in Las Cruces nicht mehr bezahlen konnte, weil er einen sehr hohen Eigenanteil hatte. Seither lebt er zwei Wochen im Statepark, das ist das Maximale an Tagen und mit einem Jahrespass erschwinglich und eine Woche auf dem Parkplatz des Truckstops. Dann darf er wieder kommen … für zwei Wochen. Und die Spirale dreht sich endlos weiter!
Michael verließ uns also am nächsten Morgen und wir kümmerten uns um die ätzende Verlängerung um weitere zwei Nächte über das Onlineportal. Gegen später fuhren wir die 30 km nach Las Cruces in den alten Stadtteil Mesilla. Mit seinen Adobehäusern sollte er sehenswert sein (war er nicht!). Es gab einen Giftshop (Souvenirladen) nach dem anderen und einfach keine Atmosphäre. Da half auch nicht, dass Billy the Kid hier im Gefängnis saß (nach eigener Aussage die schlimmste Zeit seines Lebens!) und im dortigen Courthouse zum Tode verurteilt wurde.


Leasburg Dam State Park









Es war mittlerweile so höllenheiß in New Mexico, dass wir einen extra Ventilator ans Kühlschrankgitter auf die Spüle stellen mussten. Was aber noch viel schlimmer war, wir mussten in der Wüste jeden Abend bei 43 Grad ein kleines Feuer machen, weil uns Moskitos förmlich auffrassen ☹! Und rein konnten wir auch nicht, weil der Alu-Shelter ein großer Backofen war.
Am letzten Tag wanderten wir in der Hitze 2,2 km zum Fort Selden. Der Hauptzweck des Forts (gegründet 1865) bestand darin, Siedler und Reisende im Mesilla Valley vor Angriffen durch Desperados und Mescalero-Apachen zu schützen. Das in der Nähe des Rio Grande erbaute Fort bestand aus Lehmziegel. Im Fort waren auch viele schwarze Soldaten stationiert, die von den Apachen als „Buffalo Soldiers“ bezeichnet wurden.
Es gibt zwei verschiedene Auslegungen. Die eine sagt, dass die Apachen von der Tapferkeit so beeindruckt waren, dass sie die Soldaten deshalb so nannten. Die andere Variante lautet, dass die häufig gelockte Haarpracht der schwarzen Soldaten die Indianer an die Mähne eines Büffels, des nordamerikanischen Bisons (Buffalo) erinnerte. Mit dem Lied Buffalo Soldier hat der Reggae-Musiker Bob Marley die Absurdität, dass ehemalige Sklaven als Soldaten gegen die amerikanischen Ureinwohner kämpfen mussten, thematisiert.
Wir schauten zuerst einen zehnminütigen Info-Film im Museum (Klimaanlage auf gefühlt 12 Grad eingestellt) und machten dann den Außenrundgang (43 Grad!!!). Leider war von den alten Lehmgebäuden nicht mehr viel übrig. Das Fort hatte 1.800 Mann Besatzung. Es lebten vier (!) Frauen im Fort, die sich untereinander nicht ausstehen konnten, was aus Tagebucheinträgen hervorgeht.
Das Leben im Fort war so langweilig, dass die meisten Männer nicht bei Kampfhandlungen verletzt oder getötet wurden, sondern weil sie untereinander Streit bekamen (anscheinend kam es nur zu drei Todesfällen aufgrund von Kämpfen mit Indianern).
Wir wanderten wieder zum State Park zurück und von dort den Trail runter zum Rio Grande, allen Westernfans wohlbekannt 😊. Er war groß, floss extrem schnell, war schlammig und roch nach Fisch ☹. Fort Selden holte jeden Morgen Wasser aus dem Rio Grande. Man ließ es stehen, bis sich der Schlamm unten am Fass absetzte und manchmal wurde es sogar durch Holzkohle gefiltert, aber die Krankheiten, die durch sein Wasser ausgelöst wurden, waren vielfältig. Eine Bewohnerin des Forts schrieb in ihrem Tagebuch, dass das Wasser die Farbe von „rich chocolate“ hatte!

zum Fort Selden







Fort Selden

Fort Selden




Am nächsten Tag fuhren wir weiter durch heiße Wüstenlandschaften und an der Area vorbei, wo am 16.07.1945 der erste Kernwaffentest in New Mexico stattfand. Es wurde noch heißer und die Landschaft war sehr eintönig. Schließlich waren wir am Ziel, dem White Sands Nationalpark! Mitten in der Wüste ragen hohe weiße Dünen mit Sand wie Puderzucker aus der Einöde. Man darf mit dem Auto eine 13 km lange Schleife fahren und kann zwei Wanderungen machen. Wir machten eine sehr kleine Wanderung, weil der weiße Sand die Sonne nochmals reflektierte. So viel Wasser, wie wir für 8 km gebraucht hätten, hatten wir gar nicht dabei! Wir kamen noch bis Alamogordo und entschlossen uns am Valero Truckstop zu übernachten, weil unser Bauchgefühl beim Walmart nicht so gut war und es dort auch keinen Schatten gab. In gebührendem Abstand zu den Truckern konnte man die Klimaanlagen, die zum Teil abartig laut sind, ertragen. Was wir falsch berechnet hatten, war die Flutlichtanlage, die den ganzen Platz nachts taghell beleuchtete ☹und wir mussten alle Fenster weit offen lassen in unserem „Grillstüble“!
Am nächsten Morgen gönnten wir uns ein Trucker-Frühstück. Neben uns saß ein wohlbeleibter LKW-Fahrer, der in seine Coca-Cola noch jede Menge extra Zucker einrührte! Verrückt!
Wir fuhren weiter zum 2,2 km entfernten Pistachio-Land. Es war herrlich! Wir waren uns einig, dass wir noch nie ein so leckeres, homemade Pistazien-Eis gegessen hatten. Im Shop konnte man jede Sorte Pistazien probieren. Mit Habanero/Limette, rotem oder grünem Chili, mit Gurken- oder Knoblauchgeschmack! Wir entschieden uns und kauften eine schlichte Mischung gesalzen und geröstet 😉!








Chance für Hundebekanntschaften 😉

Valero Truckstop




Ziemlich satt machten wir uns auf den Weg Richtung Carlsbad und zu den Carlsbad Caverns. Muddy kletterte auf einen 2.200 m hohen Pass im Lincoln National Forrest, einem beliebten Skigebiet von New Mexico. Es sah aus wie im Schwarzwald und wir freuten uns über jede Tanne und ein kühles Lüftchen. Wir fuhren ein liebliches Tal mit vielen Pferden und noch mehr Kühen entlang wieder runter in die Gluthitze der Wüste. Bis Carlsbad schafften wir es nicht mehr. Deshalb entschieden wir uns für eine Übernachtung im Brantley Lake State Park. Beim Aussteigen sahen wir dann das Ausmaß der sehr starken Winde: die Motorradplane war an den Koffern komplett zerrissen. Mit Hilfe eines Müllsacks und jeder Menge Panzerband reparierten wir bei Starkwind die Plane!




Brantley Lake State Park

zerrissen und repariert.


Wir beeilten uns sehr am nächsten Morgen los zu kommen, denn wir hatten noch etliche Kilometer zu den Carlsbad Caverns (berühmt für seine Tropfsteinhöhlen) vor uns, vor allem mussten wir vor 14.15 Uhr da sein. Das war der letzte Einlass in die Höhle! Obwohl wir uns blöderweise verfuhren, schafften wir es um 13.15 Uhr mit dem Aufzug in die Höhle runter zu fahren (487 m tief) und den sogenannten Big Room (weltweit einer der größten unterirdischen Räume) zu besichtigen. Oben waren es 43 Grad im Schatten und unten 13 Grad!! Wir liefen den 2,2 km Loop. Es war wunderschön! Entweder konnte man mit dem Aufzug wieder hochfahren oder 2 km hoch zum Visitor Center zurück- laufen. Dafür entschieden wir uns natürlich 😊! Und es lohnte sich auch sehr. Wir waren ganz alleine! Es war sehr dunkel und wir brauchten sogar unsere Taschenlampen. Zum Schluss kamen wir durch eine große Halle mit hunderten von Schwalben. Leider sahen wir die Fledermäuse, die zahllos in der Höhle wohnen und bei Sonnenuntergang die Höhle zur Futtersuche verlassen, nicht.
Wir kamen nur noch bis White City, eine kleine Ansammlung von Häusern mit Campingplatz und blieben dort.


























oben 43 Grad,
unten 13 Grad!





Auf dem Campingplatz lernten wir Brendan kennen, der auf dem Platz im Trailer lebt und auf den Ölfeldern in New Mexico arbeitet. Er ist aus Pennsylvania, wo auch seine schwangere Freundin lebt, die er schon sechs Monate nicht mehr gesehen hat. Auf den Ölfeldern wird jeden Tag (Montag bis Sonntag) zwölf (12!) Stunden gearbeitet! O.k., dafür wird viel Geld verdient, aber es ist ein harter Job in einer trostlosen Gegend und es riecht für Nasen, die es nicht gewohnt sind, wirklich ganz ekelhaft! Wir fuhren durch eine extrem langweilige Gegend und alle Autos, die uns überholten, hatten schwerstes Gerät dabei. Kurz nach Hobbs verließen wir New Mexico und überquerten die „Grenze“ nach Texas. Wir freuten uns, dass wir so früh dran waren (16.00 Uhr Mountain Time) und checkten auch wegen der Waschmaschinen, auf dem Rockets RV Park in Seminole ein. Dort (im Office) erfuhren wir, dass es schon 17.00 Uhr (Central Time) war!! Auf dem Rockets RV Park waren wir die ersten deutschen Gäste und vor allem Muddy bekam viel Bewunderung.
Vor ein paar Tagen hatten wir schon entschieden, NICHT über den Big Bend Nationalpark ganz im Süden von Texas an der Grenze zu Mexiko zu fahren, da es ein Umweg von ca. 800 km (hin und zurück) gewesen wäre. Auch gab es jeden Tag Hitze-Warnungen (da immer über 42 Grad) und es bestand die Gefahr, dass viele Wanderwege wegen Hitze von den Rangern gesperrt werden würden.
Am nächsten Morgen war es grau in grau und kühl. Ein Anblick, den wir nicht mehr gewohnt waren! Wir fuhren weiter auf der # 180 East und tatsächlich fing es hinter Lamesa furchtbar an zu regnen – das erste Mal nach über sieben Monaten!! Wir beschlossen nur noch bis Snyder zu fahren. Dort besuchten wir die Chamber of Commerce, dem ein winziges Visitor Center angeschlossen war. Es war unglaublich, wie nett und freundlich die zwei Angestellten waren. Na gut, es gab in der Region nicht furchtbar viel zu sehen, aber mit einer Tüte Prospekten und Geschenken (Kugelschreiber, Lippenpflegestift, Flaschenöffner, Post it, Dosenkühler) und der unbedingten Empfehlung im schönen Towle Memorial Park zu übernachten (kostenlos!) wurden wir warm verabschiedet 😊. Beim Walmart waren alle sehr entspannt und mega freundlich (auch die Kundschaft 😊) und überall winkten uns Menschen aus Autos und am Straßenrand zu. Texas gefiel uns gut 😉!
Die Anfänge von Snyder gehen auf das Jahr 1878 zurück, als der Büffeljäger und Händler William Henry (Pete) Snyder einen Handelsposten am Ufer des Deep Creek errichtete. Andere Jäger wurden von dem Posten angezogen und rundherum entstand eine Kolonie von Behausungen aus Büffelhäuten. Diese Behausungen sowie der manchmal zweifelhafte Charakter ihrer Bewohner gaben der Stadt ihre ersten Namen „Hide Town“ und „Robber`s Roost“.
Es war eine ruhige Nacht, auch wenn wir aufgrund der Hitze und der hohen Luftfeuchtigkeit nicht schlafen konnten. Am nächsten Morgen hatten wir viel Besuch 😊! Die Gärtner des Parks und die Gärtner der schönen, großen Privathäuser gegenüber unseres Übernachtungsplatzes, eine Lady vom Traumhaus auf der anderen Straßenseite, zwei Männer und sogar die Polizei kamen bei uns auf ein „Schwätzchen“ vorbei. Wir fuhren also entsprechend spät weg! Als erstes fuhren wir nach Anson (gegründet 1881). Hier wurden Teile verschiedener bekannter amerikanischer Spielfilme gedreht, wie zum Beispiel Independence Day. Dann ging es weiter nach Stamford (gegründet 1900), nach Haskell (erhielt 1885 den Namen Haskell von einem Soldaten). Den alten Saloon, bekannt als die „Straße zum Ruin“, der auch zu Kirchenzwecken eingesetzt wurde, fanden wir nicht (oder nicht mehr). Dann kam Munday (gegründet 1893, heute noch 1.200 Einwohner und nach dem Postmaster benannt). Und noch Seymour, welches 1874 von Siedlern aus Oregon als Oregon City gegründet wurde. 1879 wurde es nach einem ortsansässigen Cowboy umbenannt (warum auch immer!). In allen Orten würden wir nicht leben wollen! Aber auch sie gehören zu Amerika dazu, wie glitzernde Wolkenkratzer und grandiose Landschaften. Da es in Seymour keinen Campingplatz gab bzw. wir für nichts nicht so viel Geld ausgeben wollten, fragten wir beim La Siesta Motel nach, ob wir uns auf einen Parkplatz stellen dürften, wo wir nicht im Weg waren. Die freundliche Dame des Motels ließ uns dann kostenlos „parken“/übernachten.
Normalerweise übernachten Fahrer der großen LKW`s in ihren Fahrerkabinen an den Truckstops. Gegen Abend kamen aber noch drei Fahrer von mächtigen Kies(?)lastern und checkten im Motel ein. Sie wurden bereits erwartet. Vermutlich hatten sie keine Klimaanlage. Einer fuhr um 4.00 Uhr morgens los, die anderen beiden um 5.00 Uhr. Aber auch so war viel Verkehr auf der Straße und die Motelbeleuchtung war sehr hell! Nach einer nicht ganz so guten Nacht fuhren wir weiter nach Wichita Falls und bis wir im Visitor Center waren, hatten wir sehr spannende Spurwechsel über riesige Highways, die um uns rum hoch und runter und kreuz und quer verliefen. Die sehr freundliche Dame im Visitor Center war durch und durch Texas-Fan 😊! Wir fragten noch nach einer Busverbindung Downtown und sie freute sich über die neue Herausforderung („that opens new doors for us“), denn auf die Idee war wohl noch nie jemand gekommen 😉. War allerdings eine schlechte Idee, denn der letzte Bus zurück fuhr schon um 17.00 Uhr und sonntags gar nicht.
Am Eingang des Lucy Parks gab es einen Parkplatz, wo man für 17 US-Dollar auch übernachten konnte. Wir fanden für Muddy ein schattiges Plätzchen, leider an der Interstate 44 nach Dallas ☹! Was aber noch schlimmer war: die Wichita Falls waren kein Wasserfall (mehr), nicht ein Tröpfchen bewegte sich abwärts ☹. Nach zwei Stunden Wanderung und über eine abenteuerliche Hängebrücke waren wir bei Muddy zurück und genossen die letzten Sonnenstrahlen im Schatten 😊!





7 Monaten!

Towle Memorial Park
in Snyder

welcher Film wurde hier gedreht? 😉









Wir fanden gleich die richtigen Straßen raus aus Wichita Falls 😊und fuhren weiter nach Osten. In Muenster machten wir eine kurze Pause und begeisterten uns am „Deutschtum“. Muenster wurde 1889 von den deutschen Siedlern Carl und Emil Flusche an der Missouri-Kansas-Texas Railroad gegründet. Sie bestand zu diesem Zeitpunkt aus 25 Männern, 7 Frauen und 6 Kindern. Andere Katholiken folgten ihnen, nachdem in deutschsprachigen Zeitungen des mittleren Westens Werbeanzeigen geschaltet wurden. Eigentlich sollte der Name der Stadt Westphalia lauten, jedoch trug bereits eine andere Stadt in Texas diesen Namen. Aus diesem Grund benannten die Siedler die Stadt nach der Stadt Münster in Westfalen. Es werden noch viele deutsche Gewohnheiten gepflegt, wie zum Beispiel ein Germanfest und ein Weihnachtsmarkt.
In Lindsay gab es fast nur deutsche Namen auf dem Friedhof und eine sehr deutsche Kirche von 1892, die mich von der Farbgebung innen ein bisschen an den Dom von Speyer erinnerte. Auch Lindsay hat sich einige deutsche Traditionen bewahrt, darunter das jährliche Oktoberfest.
Im Eisenhower State Park am Lake Texoma fanden wir ein schönes und hoffentlich auch ruhiges Plätzchen. Die Nacht fing auf jeden Fall schon gut an: die Kojoten heulten ganz in unserer Nähe und fünf Glühwürmchen flogen über die Lichtung.
Am nächsten Tag wanderten wir über den Fischersteg zum Yachthafen des Parks (und zurück). Es waren ca. 6 km und es war brütend heiß. Als wir wieder zuhause waren und alle Fenster öffneten, riss die Führung des Seils des Midihecki (kleines Dachfenster) ☹. Reparatur sollte aber erst bei kühlerem Wetter erfolgen! Wir entschlossen uns zum Sundowner an den Fischersteg zu sitzen, um dort unsere Füße in den See zu strecken und etwas Wind abzubekommen. Dann tat es einen dumpfen Schlag und Chrisis kleiner Beachstuhl ging kaputt ☹. Chrisi reparierte ihn später mit einem gefundenen (verrosteten) Draht! In der Nacht, um 2.00 Uhr morgens, hatten wir immer noch 30 Grad und 90 % Luftfeuchtigkeit. Morgens beim Frühstück suchten wir den Schatten! Wir lieben es Beide sehr heiß, aber das Material/die Elektronik litt allmählich sehr! Seit Yuma hatten wir immer über 40 Grad im Schatten, aber nun kam noch eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit dazu und es kühlte auch nachts nicht mehr ab!



sehr deutsch 😉



Kirche von 1892




State Park



Wir fuhren schweißgebadet weiter auf der verkehrsumtosten # 82 zuerst nach Paris 😊, weil wir hörten, dort gäbe es den Eiffelturm mit einem roten Cowboyhut auf der Spitze. Na ja, er war sehr lustig, aber er war SOOO klein! Daneben befand sich eine Gedenkstätte für Veteranen aus allen amerikanischen Kriegen. Wir fuhren nur noch bis Clarksville und fanden am Langford Lake State Park am dortigen See mit zahllosen Seerosen ein schattiges Plätzchen 😊. Es war nur noch ein weiteres sehr nettes Paar mit ihrem Bus da.
Die Nacht war allerdings absolut schlaflos ☹! Wir wussten nicht, dass es SO LAUTE Grillen gibt! Wildgänse und sonstige Tiere schrien und der ganze kleine See war wohl VOLLER Frösche, die ein Konzert veranstalteten, so dass mexikanische „Musik“ am Wochenende fast noch leise erschien☹.
Kaum waren wir am nächsten Tag mit dem Frühstück fertig, entlud sich ein heftiges Gewitter direkt über uns. Wir freuten uns über die Abkühlung und hofften, dass Muddy nun sauber würde … leider war das Gegenteil der Fall ☹.









Unsere Route führte uns kurz in den Norden nach Oklahoma, wo wir der Dame im Visitor Center in New Mexico recht geben mussten, dass in Oklahoma die Straßen sehr schlecht und sehr eng sind. Im Gegensatz zu den riesigen, wunderschönen Ranch-Häusern in Texas kam uns Oklahoma eher ärmer vor.
Wir überquerten die „Grenze“ zu Arkansas und fuhren zum idyllischen Millwood Lake (State Park) auf den Beards Bluff Campground. Direkt am See unter hohen schattigen Bäumen wollten wir ein paar Reparaturen machen und nach all den Offroadfahrten musste Muddy dringend abgeschmiert werden.
Wir blieben tatsächlich vier Tage am Millwood Lake, weil er schön ruhig (mit Ausnahme der ganzen Klimaanlagen unserer Nachbarn ☹) war und Muddy nicht so viel in der Sonne stand (was wiederrum für unsere Shelterbatterie nicht so gut war, denn sie wird unter anderem mit Solar geladen). Wir hatten „nur noch“ 37 Grad und keine 46 mehr. Jedoch, durch die wahnsinnig hohe Luftfeuchtigkeit war man ständig schweißgebadet und nichts trocknete mehr. Wir lernten viele interessante Menschen kennen! Darunter auch Stephanie und Mike. Sie wohnten gerade auf dem Campingplatz, weil sie ihren Trailer testen wollten. In ein paar Wochen würden sie sich von Arkansas nach North Dakota aufmachen um dort neue Arbeitsplätze zu beginnen und dort im Trailer wohnen. Die Gehälter, so erzählten sie uns, wären in North Dakota höher, als in Arkansas.
Alle berichteten uns von den Alligatoren im See … und wir hatten die Warnschilder als skurrilen amerikanischen Humor verstanden 😉! Aber, am letzten Abend sahen wir tatsächlich nahe am Ufer selbst einen Alligator! Sie kommen wohl über die Flüsse Louisianas in den Millwood Lake (bis jetzt nur in ihn). Auch warnte man uns eindringlich vor Schlangen und Skorpionen – uns genügten schon die ganzen Stechmücken ☹.
Dennoch waren wir sehr fleißig 😊! Muddy wurde abgeschmiert, beim Dachfenster-Moskito-Netz wurde durch eine Schraube eine neue Seilführung improvisiert, Chrisis Stuhl richtig repariert, die Webseite angefangen, der Urinkanister-Deckel ausgetauscht und der Boden geschrubbt.

State Park








Wie es uns in den USA weiter ergeht und wo uns die Reise noch hinführt folgt in unserem Juli-Bericht.
Bis dahin Euch alles Gute von den
